Zahl der jugendlichen Pilger überschritt Millionengrenze

Grosser Ansturm auf die Beichtmöglichkeit im Circus Maximus - Junge Leute wollen "Gleichgewicht zwischen Geboten und Liebe"

Rom, 18.8.00 (KAP) Die Zahl der jugendlichen Pilger beim katholischen Weltjugendtreffen in Rom dürfte am Freitag die Millionengrenze überschritten haben. Bereits am Donnerstagabend wurden in der Ewigen Stadt 900.000 Jugendliche gezählt. Für Freitagabend erwarteten die Veranstalter 300.000 Teilnehmer zum Kreuzweg durch die Innenstadt.

Das "Fest der Versöhnung" im römischen Circus Maximus im Rahmen des Weltjugendtags in Rom ist erfolgreicher als erwartet. Wie die katholische Tageszeitung "Avvenire" am Freitag berichtete, kamen in den ersten beiden Tagen der Veranstaltung rund 220.000 junge Leute zum Beichten in die antike Arena. Ursprünglich hatten die Veranstalter nur mit täglich rund 20.000 Beichtenden gerechnet. Die Zahl der pro Tag eingesetzten Beichtväter musste wegen des Andrangs auf 1.400 erhöht werden. Insgesamt sind im Circus Maximus von morgens bis Mitternacht 2.000 Priester in 312 mobilen Beichtstühlen im Einsatz, einige von ihnen sieben Stunden am Tag.

Don Domenico Sigalini, der Verantwortliche der Italienischen Bischofskonferenz für die Jugendseelsorge, sagte am Freitag gegenüber der italienischen katholischen Nachrichtenagentur SIR, aus den Berichten der Beichtpriester werde deutlich, dass die Jugendlichen ein "Gleichgewicht zwischen Geboten und Liebe" finden wollen. Die Situation sei gekennzeichnet durch den Übergang von einer "Moral ohne Liebe" zu einer "Liebe ohne Moral". Hier gelte es, einen Mittelweg zu finden.

Ordensschwestern tanzten

Großer Beliebtheit erfreuen sich auch die kulturellen Veranstaltungen der Reihe "Incontragiovani" an den Abenden: Der italienische Liedermacher Angelo Branduardi hat am Donnerstagabend vor rund 200.000 Zuhörern auf dem Vorplatz der Lateranbasilika gesungen. Beim größten Einzelkonzert im Rahmen des 15. Weltjugendtags sang er vor allem Lieder von seiner jüngsten CD "L'infinamente piccolo", die vom Heiligen Franziskus von Assisi inspiriert ist. Im Publikum, das im Lauf des Konzerts von ursprünglich 50.000 rasch auf mehr als 200.00 anschwoll, waren auch Hunderte von Ordensschwestern, die zur Musik tanzten. Vor seinem Konzert hatte der Liedermacher in einem Fernsehinterview bekannt, er sei nicht mit dem "Geschenk des Glaubens" gesegnet, sondern bleibe ein Suchender. Zugleich beklagte er, dass die Kirche die Künstler in ihrem Anderssein bis heute nicht begriffen habe.

Bei einem weiteren großen Konzert des Donnerstagabend trat vor der Gregoriana-Universität die afrikanische Sängerin Miriam Makeba auf. Nach den beiden Konzerten kam es zu erheblichen Stauungen in den römischen U-Bahnen.

Kathpress