Papst lud Kiewer orthodoxen Metropoliten zu Osterfeiern in Rom ein

Vatikanstadt, 11.4.01 (KAP) Eine Einladung zur Teilnahme an den römischen Kar- und Osterliturgien hat Papst Johannes Paul II. an den russisch-orthodoxen Metropoliten Wolodymyr von Kiew gerichtet. Die Einladung wurde dem höchsten Repräsentanten des Moskauer Patriarchats in der Ukraine vergangenen Samstag von Kardinal Roberto Tucci überreicht, gab der Vatikan bekannt. Beobachter deuten den Brief als einen Versuch, orthodoxe Bedenken im Vorfeld der für Juni geplanten Papstreise in die Ukraine zu zerstreuen. Die mit dem Moskauer Patriarchat verbundene autonome ukrainisch-orthodoxe Kirche wirft den Katholiken in der Ukraine die aggressive Abwerbung von Gläubigen vor. Wolodymyr und der Moskauer Patriarch Aleksij II. hatten den Papst mehrfach gebeten, er möge seine für den 23. bis 27. Juni vorgesehenen Besuch in der Ukraine verschieben.

Die traditionellen Kar- und Osterzeremonien in den römischen Basiliken und am Kolosseum wird Johannes Paul II. auch in diesem Jahr ausnahmslos selbst leiten. Allerdings gibt es eine Entlastung: Beim Kreuzweg zu Karfreitag wird der Papst diesmal nicht die rund 200 Meter lange Strecke zur Maxentius-Basilika mit dem Holzkreuz gehen, sondern die zweistündige Zeremonie kniend verfolgen. Schon in den vergangenen Jahren hatten ihm der Weg aus dem Inneren der antiken Kampfarena über die Rampe und Treppe zur Terrasse oberhalb des Titus-Bogens sichtlich Mühe gemacht.

Heuer werden deshalb bei der Gedenkfeier an die Passion Christi römische Jugendliche und Familien, Ausländer und Ordensleute das Holzkreuz tragen. Johannes Paul II. übernimmt das Kreuz nur für die letzte der 14 Stationen. Dazu werden Kreuzwegmeditationen von Kardinal John Henry Newman (1801 - 1890) verlesen, mit denen der Papst den großen englischen Kirchenmann, Konvertiten und Ökumene-Vordenker zu dessen 200. Geburtstag würdigt.

Für Gründonnerstag stehen zwei große Gottesdienste auf dem Programm. Am Morgen zelebriert der Papst im Petersdom zusammen mit dem Klerus von Rom die "Chrisam-Messe", bei der die Priester ihr bei der Priesterweihe gegebenes Versprechen erneuern und der Bischof die für die Liturgie erforderlichen heilige Öle weiht: Das Chrisam-, das Katechumenen- und das Krankenöl.

Zum Abendmahlsgottesdienst fährt Johannes Paul II. zur Lateran-Basilika, seiner eigentlichen Bischofskirche. Der Gottesdienst erinnert an das Letzte Abendmahl Jesu vor seinem Tod. Wie damals Jesus den Aposteln, so wäscht hier der Papst zwölf römischen Priestern die Füße.

Erster Höhepunkt zu Karfreitag ist am Nachmittag die Passions-Liturgie im Petersdom. Die Leidensgeschichte wird verlesen, die Gemeinde betet in großen Fürbitten für die drängenden Probleme in Kirche und Welt und verehrt anschließend das Kreuz. Es ist seit vielen Jahren Tradition, dass bei diesem Anlass nicht der Papst die Predigt hält, sondern der Prediger des Päpstlichen Hauses, der Kapuziner P. Raniero Cantalamessa.

Höhepunkt ist dann das Osterfest. Fast drei Stunden dauert in der Regel im Vatikan die Feier der Osternacht, die der Papst leitet. Am Vormittag des Ostersonntags feiert er auf dem festlich geschmückten Petersplatz die Festmesse zum christlichen Hochfest. Die niederländische Blumenzüchtervereinigung will auch in diesem Jahr wieder einen Blumengarten rund um den Papstaltar anlegen. Anschließend spendet Johannes Paul II. den Segen "urbi et orbi", der von Hörfunk- und Fernsehstationen in alle Welt übertragen wird.

Kathpress
11. april 2001

av Webmaster publisert 19.04.2001, sist endret 19.04.2001 - 09:36