Die nächste Papstreise führt in schwieriges "Neuland"

Johannes Paul II. besucht vom 4. bis 9. Mai Griechenland, Syrien und Malta

"Kathpress"-Korrespondentenbericht von Johannes Schidelko

Vatikanstadt, 12.4.01 (KAP) Mit seiner Pastoralreise nach Griechenland, Syrien und Malta beendet Papst Johannes Paul II. die Serie der historischen Pilgerfahrten auf den Spuren der Bibel. Nach früheren Besuchen an den Stätten von Moses, Johannes dem Täufer und Jesus folgt der Pontifex vom 4. bis 9. Mai den Anfängen der frühen Kirche - und ihrem Weg von Palästina nach Rom. In etwas veränderter Reihenfolge unternimmt er den Weg, den der Völkerapostel Paulus vor 1950 Jahren von Jerusalem in die damalige Hauptstadt der Welt unternommen hatte.

Vor den Toren von Damaskus hatte Saulus sein Schlüsselerlebnis, das den fanatischen Christen-Hasser zum Paulus machte und zur Christus-Nachfolge bekehrte. Hier ließ er sich von Hananias taufen, und von einem Fenster in der Stadtmauer wurde er später auf Flucht vor den Juden in einem Korb abgeseilt. Kapellen und Gedenkstätten in der Altstadt nahe dem orientalischen Bazar erinnern an diese Begebenheiten. Der Papst wird diese Gedenkstätten besuchen. In Athen will er sich auf den Areopag, den alten Marktplatz begeben, wo Paulus den wenig erfolgreichen Versuch unternommen hatte, mit den Philosophen seiner Zeit ins Gespräch zu kommen. Vor Malta erlitt der römische Bürger Paulus dann auf dem Weg zur Verhandlung an seinen Gerichtsort Rom Schiffbruch und verbrachte dort einen Winter.

Die 92. Auslandsreise ist jedoch mehr als nur eine meditative Gedenkreise auf den Spuren des Apostels Paulus. Politisch, ökumenisch, und interreligiös betritt Johannes Paul II. unsicheres bis schwieriges Terrain. Die erste Etappe - Griechenland - kam als letzte ins Reiseprogramm. Und es ist fast ein Wunder und strafte manche Prognosen Lügen, dass sie überhaupt realisierbar wurde. Der Widerstand in der starken orthodoxen Kirche von Griechenland trotzte lange den päpstlichen Pilgerwünschen. Als dann aber Staatspräsident Konstantinos Stephanopoulos zu Jahresbeginn auch auf der Woge der europäischen Einigung im Vatikan eine Einladung hinterlegte, geriet der Heilige Synod in Zugzwang. Es reichte zum "Nihil Obstat", man habe nichts gegen einen Papstbesuch einzuwenden, beschlossen die Würdenträger.

Allerdings hatten die Griechisch-Orthodoxen schon vorher eine Öffnung gegenüber Rom signalisiert. Am 25. Jänner kam erstmals eine Delegation aus Athen zur zentralen Ökumenefeier des Papstes in die römischen Basilika S. Paolo fuori le Mura. Nun wird man mit Neugierde und Spannung darauf warten, wie die Athener Kirchenführer auf den Gast aus Rom eingehen, wie sie ihn begrüßen. Ob und inwieweit die protokollarischen Begegnungen oberflächlich bleiben oder religiöses und ökumenisches Vertrauen schaffen.

Ökumene ist auch ein großes Thema anschließend in Damaskus. In der syrischen Hauptstadt residieren mehrere - katholische und nichtkatholische - Patriarchen von Antiochien. Die knapp zehn Prozent Christen genießen in Syrien mehr Freiheiten als in an deren arabischen Staaten. Mit den Katholiken wird der Papst außerdem eine Messe und ein orientalisches Fest feiern. Daneben will der Papst in Damaskus auch mit Muslimen zusammentreffen. Ziel ist die weltberühmte Omayyaden-Moschee, die an der Stelle der früheren Johannes-Basilika steht und in der eine Schädelreliquie des Heiligen Johannes des Täufers aufbewahrt wird. Noch feilen die Vatikan-Planer am Programm, an jedem einzelnen Schritt: Ob der Papst erstmals den Innenraum einer Moschee betreten kann oder ob er im Vorhof bleibt - wie bei seinem Besuch vor einem Jahr vor den Moscheen des Jerusalemer Tempelbergs. Und mit Spannung wird man erwarten, was er dort sagt und welche Gesten zu erwarten sind.

Die Papst-Station in Damaskus hat aber auch eine spannende politische Dimension. In Syrien besucht Johannes Paul II. einen der langjährigen arabischen Frontstaaten. Anders als Ägypten und Jordanien hat Damaskus keinen Friedenspakt mit Israel geschlossen. Der Besuch in Kuneitra, des emotionsbelasteten Hauptortes der 1967 von Israel besetzten Golan-Höhen, ist mehr als nur eine Höflichkeitsgeste. Aber schon bei der vorausgehenden Begegnung mit dem neuen Präsidenten Baschar Assad dürfte der Nahost-Konflikt einschließlich der Jerusalem-Frage im Vordergrund stehen. Und gespannt kann man auch sein, wie der Papst das Libanon-Problem anspricht. Bis heute stehen 30.000 syrische Soldaten als "Schutzmacht" im Nachbarstaat, verhindern ein Wiederaufflammen des Krieges, erschweren aber durch ihre dominierende Präsenz einen echten Frieden und Neuaufbau im Nachbarland. Immer wieder hatten auch libanesische Christenführer einen Abzug der syrischen wie der israelischen Besatzung aus ihrem Land gefordert. Israel hatte sich vor über einem Jahr fast überstürzt aus dem nördlichen Nachbarland zurückgezogen. Der Vatikan weiß, dass Damaskus einen Schlüssel für die Zukunft des Libanons in Händen hält.

Weniger brisant als noch vor 15 Jahren ist heutige die Situation in Malta. In den achtziger Jahren hatte die sozialistische Regierung Dom Mintoff der Kirche in dem "katholischesten" Land Europas (98 Prozent) noch den Kampf angesagt, eine Verstaatlichung der katholischen Schulen und eine Enteignung aller kirchlichen Güter geplant. Schließlich musste sogar der Vatikan vermittelnd eingreifen. Die Zeiten sind jedoch vorbei. Und schon bei seinem ersten Besuch 1990 erlebte Johannes Paul II. auf der Brücken-Insel zwischen Europa und Afrika ein "Heimspiel".

Kathpress
12. april 2001

av Webmaster publisert 19.04.2001, sist endret 19.04.2001 - 09:39