Maronitischer Patriarch fährt nicht zum Papst nach Syrien

Beirut, 2.5.01 (KAP) Der maronitische Patriarch von Antiochien, Kardinal Nasrallah Sfeir, wird nicht zum Papstbesuch nach Syrien fahren. Wie der Bischofsrat in Beirut am Mittwoch mitteilte, verzichte Sfeir auf eine Begleitung des Papstes, da die öffentliche Meinung im Libanon seine Anwesenheit in Syrien als politische und nicht als pastorale Angelegenheit deuten könne.

Bereits am Freitag hatte Sfeir in der französischen Tageszeitung "La Croix" angedeutet, er werde wohl nicht nach Syrien reisen, weil seine Anwesenheit dort als Zeichen der Zustimmung für die syrische Besetzung des Libanon gewertet würde. Zugleich wiederholte er seine Forderung nach Abzug der syrischen Truppen aus dem Libanon.

Kritik an Syrien

Kritik am Ausmaß der nationalistischen Vereinnahmung des Papstbesuchs in Syrien ist im Libanon geäußert worden. Die syrischen Autoritäten hätten das Vorbereitungskomitee zu einer Umformulierung des Generalthemas des Besuchs gedrängt, berichtete am Mittwoch die Beiruter Tageszeitung "L'Orient-Le Jour". Das Thema lautet nun: "Syrien - Herzland der Zivilisationen und Wiege des Christentums. Auf den Spuren des Hl. Paulus". Präsident des Vorbereitungskomitees ist der melkitische (griechisch-katholische) Patriarchalvikar Isidore Battikha; dem Komitee gehören auch die orthodoxen Bischöfe an. Die Vorbereitungen erfolgten in Koordination mit drei islamischen Ulemas und mit dem syrischen Außenministerium.

In den Unterlagen zum Papstbesuch wird unter anderem darauf hingewiesen, dass eine Reihe von Päpsten aus Syrien stammte. Der erste Papst, dessen syrische Herkunft gesichert ist, war der Hl. Anicetus (155-166). Er kam als junger Mann nach Rom und wurde in der dortigen Christengemeinde Mitarbeiter des durch seinen "Dialog mit dem Juden Tryphon" bekannt gewordenen Kirchenvaters und Märtyrers Justin.

Ein weiterer syrischer Papst war Sergius I. (687-701). Sergius hatte einen Konflikt mit dem byzantinischen Kaiser Justinian II. in Lehrfragen, wobei sich Rom durchsetzte.

Im Laufe des 8. Jahrhunderts folgten aber noch weitere syrische Päpste: Sisinnius (708), Konstantin (708-715) und Gregor III. (731-741). Gregor III. berief ein Konzil ein, in dem die Exkommunikation der Ikonoklasten (Bilderfeinde) verfügt wurde. Er war jener Papst, der den englischen Missionar und Bischof Winfried (Bonifatius) unterstützte, der als Apostel Deutschlands gilt und in Fulda begraben ist.

Kathpress
2. mai 2001

av Webmaster publisert 07.05.2001, sist endret 07.05.2001 - 14:38