Ukraine: Moskau und Konstantinopel nahmen Lokalaugenschein vor

Kiew, 1.6.01 (KAP) Repräsentanten des Moskauer Patriarchats und des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel haben in der Ukraine einen Lokalaugenschein vorgenommen, um Möglichkeiten der Überwindung der Spaltung der orthodoxen Kirche des Landes zu sondieren. Während ihres dreitägigen Aufenthaltes führten die Abgesandten Gespräche mit dem Oberhaupt der ukrainischen orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats, Metropolit Wolodymyr von Kiew, sowie Vertretern der abgespaltenen Gruppierungen - der ukrainisch-orthodoxen Kirche des "Kiewer Patriarchats" sowie der Autokephalen Ukrainisch-Orthodoxen Kirchen. Diese beiden Gruppen sind von der Weltorthodoxie nicht als kanonische Kirchen anerkannt.

Weiters stand eine Unterredung mit dem Vorsitzenden des staatlichen Komitees für religiöse Angelegenheiten, Wiktor Bondarenko, auf dem Programm. Über nähere Inhalte oder Ergebnisse der Gespräche wurde nichts bekannt gegeben. Die Patriarchate von Moskau und Konstantinopel bemühen sich seit Mitte vergangenen Jahres offiziell um eine Einigung der gespaltenen Orthodoxie in der Ukraine.

Die Schlichtung des ukrainischen Kirchenstreits ist für Moskau wie Konstantinopel ein heikles diplomatisches Unterfangen. Ein eigenes Patriarchat von Kiew und damit eine völlige Selbständigkeit der ukrainischen Orthodoxie scheint wegen des Widerstands aus Moskau wenig realistisch; die bereits gegebene weitgehende Autonomie unter der Schirmherrschaft des Moskauer Patriarchats wird von den Schismatikern nicht akzeptiert. Als dritte Möglichkeit bietet sich eine weitgehende Autonomie unter der Schirmherrschaft Konstantinopels. Darüber könnte aber erneut ein Konflikt zwischen den Patriarchaten von Moskau und Konstantinopel ausbrechen, wie er 1996 um die Zugehörigkeit der estnisch-orthodoxen Kirche entstanden war.

Kathpress
1. juni 2001

av Webmaster publisert 04.06.2001, sist endret 04.06.2001 - 14:22