Papst: Ukraine-Reise gilt den Katholiken und der Ökumene

Johannes Paul II. blickt "mit großer Hoffnung" auf seinen bevorstehenden Besuch in dem osteuropäischen Land - Kardinal Kasper hofft auf bessere Beziehungen zur Orthodoxie

Vatikanstadt, 20.6.01 (KAP) Papst Johannes Paul II. verfolgt mit seiner bevorstehende Reise in die Ukraine nach seinen eigenen Worten innerkatholische sowie ökumenische Ziele. Mit seinem lange ersehnten Besuch in Kiew und Lemberg (Lwiw) wolle er die "Brüder und Schwestern der katholischen Gemeinde stärken und auch das ökumenische Engagement fördern", betonte er am Mittwoch bei seiner Generalaudienz im Vatikan. Außerdem hoffe er auf einen "neuen Frühling des Glaubens und des gesellschaftlichen Fortschritts" für das osteuropäische Land.

Er starte seine Ukraine-Reise "mit großer Hoffnung", sagte der Papst vor mehreren zehntausend Gläubigen auf dem Petersplatz. Dabei folge er den Spuren der ersten Missionare Kyrill und Method, die am Ende des ersten Jahrtausends, von den Kirchen des Ostens und des Westens entsandt, das Evangelium in jenem Teil Europas verkündet hätten. Seit damals sei die Geschichte dieser Völker untrennbar mit dem Christentum verbunden. Johannes Paul II. beginnt seine fünftägige Reise in die Ukraine am Samstag. Auf dem Programm stehen die Hauptstadt Kiew sowie die westukrainische Metropole Lemberg (ukrainisch Lwiw/polnisch Lwow).

Der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Walter Kasper, zeigte sich zuversichtlich, dass sich die bevorstehende Papstreise in die Ukraine positiv auf die Beziehungen zur russisch-orthodoxen Kirche auswirken wird. Gegenüber dem deutschsprachigen Programm von Radio Vatikan erklärte er am Mittwoch: "Ich denke, dass indirekt durch diese Reise das Gespräch nachher leichter gehen wird." Durch die Art und Weise, wie der Papst auftreten und sprechen werde, würden die Ängste und Vorwürfe, die im Vorfeld von russisch-orthodoxer Seite erhoben würden, beseitigt, gab sich Kasper überzeugt. Die Visite werde deutlich machen, dass die katholische Kirche und der Papst eine echte Gemeinschaft mit den orthodoxen Kirchen wünschten. "Wir wollen uns nicht gegenseitig schlucken. Wir wollen uns nicht gegenseitig schaden", so der Kardinal wörtlich.

Keine Anerkennung nicht-kanonischer Kirchen

Zum Ziel der Reise betonte Kasper, dass es sich in erster Linie um einen Pastoralbesuch handle. Die Katholiken in der Ukraine hätten viel gelitten. Der Papst wolle den Menschen für ihre Treue danken und sie in ihrem christlichen Glauben ermutigen. Mit Blick auf die Kritik von Seiten der russisch-orthodoxen Kirche an dem Papstbesuch unterstrich Kasper, die katholische Kirche wolle sich nicht in die innerorthodoxen Schwierigkeiten einmischen. Der Vatikan unterhalte offizielle Kontakte nur mit kanonischen Kirchen. "Entsprechende Sorgen in Moskau, dass irgendeine Anerkennung einer schismatischen Kirche stattfindet", seien nicht berechtigt.

Das Moskauer Patriarchat wirft den Katholiken unlautere Mitgliederwerbung auf orthodoxem Territorium vor. Außerdem kam es seit der Wiederzulassung der unter Stalin verbotenen und mit Rom verbundenen Kirche des byzantinischen Ritus ("Unierte") in der Ukraine zu erheblichen Auseinandersetzungen um Kirchenbesitz.

"Papstamt heißt Einheit, nicht Unterwerfung"

Nach den Worten des griechisch-katholischen Großerzbischofs von Lemberg, Kardinal Lubomyr Husar, wird der bevorstehende Besuch von Johannes Paul II. die Spannungen zwischen Orthodoxen und Katholiken nicht vergrößern. Im Gegenteil werde die Visite zu einer Annäherung zwischen den beiden Kirchen beitragen, sagte der Kardinal vor Journalisten in Kiew. Husar verwies auf die Erfahrungen früherer Papstreisen, die meist zu mehr Versöhnung und nicht zu mehr Spaltung geführt hätten. Wenn Johannes Paul II. überzeugt wäre, dass sein Besuch eine Verschlechterung des ökumenischen Klimas verursacht, würde er sicher nicht in die Ukraine kommen, so der Kardinal.

Die russische Zeitung "Nezawisimaja Gazeta" veröffentlichte vor wenigen Tagen ein ausführliches Interview mit Kardinal Husar. Darin erklärte der Großerzbischof, dass christliche Einheit volle Verwirklichung "wahrer Orthodoxie" und nicht "Wiedervereinigung aller Orthodoxen unter Rom" bedeute. Einheit könne aber auch nicht "ohne Rom" erreicht werden. Die Rolle des Papstes in Bezug auf die Ostkirchen sei "mehr symbolisch und weniger juridisch". Die Aufgabe des römischen Pontifex ist "Gemeinschaft, nicht Unterwerfung", so Husar: "Wir waren immer der Überzeugung, das Union in dem Sinn verstanden werden muss, dass der Papst in der Kirche als Nachfolger des Apostels Petrus handelt. Er hat die Autorität, alle zu einen, und nicht die, alle zu befehlen".

Großes Sicherheitsaufgebot

Die ukrainische Regierung gab unterdessen bekannt, dass sie mit rund 30.000 Polizisten und anderen Truppen des Innenministeriums für die Sicherheit während des Papstbesuches sorgen werde. Gegner des Papstes aus dem Ausland wolle man bereits an der Einreise in das Land hindern. Anführer politischer und religiöser Gruppen, die gegen die Papstvisite sind, versuche man in Gesprächen zu überzeugen, dass sie auf Protestkundgebungen verzichten sollen. Dabei blieb offen, ob dies auch für die politische Opposition gilt, die nicht gegen den Papstbesuch ist, aber die internationale Medienpräsenz beim Papstbesuch für Kundgebungen gegen Staatspräsident Leonid Kutschma nutzen will.

Kathpress
20. juni 2001

av Webmaster publisert 22.06.2001, sist endret 22.06.2001 - 10:02