Euthanasie in Belgien: Entsetzen alleine ist zu wenig

Vorsitzende von «Hospiz Österreich» fordert mehr öffentliche Mittel für Ausbau der Hospizarbeit

Wien, 21.5.02 (KAP) Als weiteren «Dammbruch» hat die Vorsitzende von «Hospiz Österreich», Schwester Hildegard Teuschl, die Freigabe der aktiven Sterbehilfe in Belgien bezeichnet. Das «Entsetzen» und Verurteilen sei aber zu wenig. Man müsse Aufklärungsarbeit leisten und Hospizdienste und Palliativbetten als Alternativen zur «Euthanasie-Versuchung» schaffen, so Teuschl.

Die Vorsitzende von «Hospiz Österreich» rief dazu auf, die positiven Erfahrungen der Sterbebegleitung im Sinne der Hospizidee verstärkt in Spitälern und mobilen Pflegeeinrichtungen zu integrieren. Bund und Länder müssten dafür auch mehr finanzielle Beiträge leisten. Teuschl: «Bisher waren es vielfach kirchliche und private Institutionen, die mutig und erfolgreich Experimente mit der Einrichtung mobiler und stationärer Hospize und der Ausbildung von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern gewagt haben. Erst in einigen Bundesländern gibt es dafür auch öffentliche Gelder, die aber noch lange nicht ausreichen».

Durch eine «deutlich effizientere Zusammenarbeit zwischen kirchlichen Trägern und öffentlicher Hand» müsse dafür gesorgt werden, dass schwer kranke oder hochbetagte Menschen nicht unter Druck kommen, lebensbeendenden Maßnahmen zu verlangen, weil ihr Sterbeprozess «zu teuer» kommt oder weil sie sich nur mehr als Belastung erleben. «Der Arzt darf nicht zum einfacheren Weg des Tötens motiviert werden, weil es für die Ausbildung in Palliativmedizin zu wenig Mittel und Wege gibt», so Teuschl.

Mit der Schaffung der «Hospizkarenz», die nahen Angehörigen ab 1. Juli ein Recht auf entgeltfreie Beurlaubung zur Sterbebegleitung zusichert, stehe Österreich jetzt zwar europaweit einmalig da. Hier müsse in der Folge aber auch noch die existenzielle Absicherung für jene gewährleistet sein, «die sich drei Monate ohne Gehalt einfach nicht leisten können». Zudem sollte jeder Bürger auf Anhieb zumindest eine Telefonnummer kennen, die Hilfe und Beratung für Probleme in der letzten Lebensphase vermitteln kann, forderte Teuschl. Sie verwies auf eine derzeit laufende österreichweite Informationskampagne der Caritas. Auch auf der Website von «Hospiz Österreich» könnten unter www.hospiz.at Adressen und Informationen über alle Hospizdienste abgefragt werden.

Kathpress
21. mai 2002