Papst: Europa muss sich auf christliche Wurzeln besinnen

Johannes Paul II. unterstreicht in Sofia die Bedeutung der Slawenapostel Kyrill und Method

Sofia, 24.5.02 (KAP) Europa muss sich nach Worten von Papst Johannes Paul II. in Sofia angesichts der gegenwärtigen Krisen und breiter Skepsis wieder stärker auf seine christlichen Wurzeln besinnen. Es wäre ungerecht und falsch, bei der europäischen Einigung die Bedeutung der Religion auszugrenzen, die einen so großen Beitrag zur Kultur und Humanität des Kontinents geleistet habe, sagte der Papst am Freitag vor Kulturschaffenden in der bulgarischen Hauptstadt. Ausdrücklich strich er die Slawenapostel Kyrill und Method heraus, die durch die Schaffung des neuen Alphabets und ihre Übersetzungsarbeit zugleich «Väter der Kultur» Osteuropas seien.

Europa stehe nicht nur für Kultur und Geistesleben, für Errungenschaften in Technik und Informatik, sondern auch für «diktatorische Regime und Kriege», sagte Johannes Paul II. Es gebe nicht nur ein Europa der Philosophen oder der Arbeitswelt, sondern auch ein «Europa des Blutes, der Tränen und der schrecklichsten Grausamkeiten». Angesichts heutiger «Besorgnis erregender Phänomene» müsse Europa, wenn es seine eigene Identität wiederfinden wolle, zu seinen christlichen Wurzeln zurückkehren, forderte der Papst. Insbesondere das Werk und das Zeugnis von Heiligen wie Benedikt, Kyrill und Method bilde einen «Beitrag von erstrangiger Bedeutung» für den geistigen und moralischen Neuanfang des Kontinents.

Kyrill und Method seien Vorbilder für Europäer von heute - weil sie zeigen, wie man Christentum, Kultur und Gesellschaft zusammenbringen kann, unterstrich der Papst. Vom historischen Bulgarien aus sei das Christentum, zusammen mit der bulgarischen Schrift, bis nach Kiew und Moskau vorgedrungen. Kyrill und Method hätten dazu beigetragen, dass sich für Europa gemeinsame christliche Wurzeln bildeten. Wer heute eine echte europäische Einheit aufbauen wolle, könne von diesen historischen Fakten nicht absehen.

Die Religionen bei diesem europäischen Einigungsprozess an den Rand zu drängen, sei ungerecht. Wörtlich meinte Johannes Paul II.: «Wenn wir zurückblicken, sehen wir neben einem Europa der Kultur und einem Europa der Arbeit auch ein Europa der Diktaturen und Kriege. Und heute eine Versuchung, den großen moralischen Umbrüchen mit Skepsis oder Gleichgültigkeit zuzusehen. Da müssen wir handeln. Europa kann nicht mehr hinter seine christlichen Wurzeln zurück, hinter das Werk von Männern wie Kyrill und Method».

Kathpress
24. mai 2002

av Webmaster publisert 25.05.2002, sist endret 25.05.2002 - 00:06