Euthanasie-Debatte in Australien neu angefacht

Sydney, 27.5.02 (KAP) In Australien hat die Debatte über Euthanasie neue Nahrung bekommen. Nach der erneuten Ankündigung einer todkranken Frau, sich umbringen zu wollen, erklärte der Premierminister des Bundesstaates Victoria, Steve Bracks, laut Presseberichten vom Montag, seine Regierung plane derzeit kein neues Gesetz zu Gunsten oder zu Ungunsten von Sterbehilfe.

Die 54-jährige Sandy Williamson, die an einer rasch fortschreitenden Lähmung des Nervensystems leidet, hatte am Sonntag im australischen Fernsehen angekündigt, sie wolle sich umbringen, solange sie noch ihre Hand bewegen und schlucken könne.

Euthanasie und ärztlich begleiteter Selbstmord sind in Australien verboten, Selbstmord dagegen nicht. Allerdings könnten nach Ansicht von Rechtsexperten dabei Anwesende wegen unterlassener Hilfeleistung bis zu lebenslanger Haft verurteilt werden. Das australische Nordterritorium hatte vor fünf Jahren als erstes Land weltweit eine Euthanasie-Gesetzgebung eingeführt, diese jedoch auf Druck der Zentralregierung wieder zurücknehmen müssen.

Williamson will laut Ankündigung in Anwesenheit ihrer Schwestern sterben, jedoch ein Szenario wie das beim Selbstmord der 70-jährigen Nancy Crick in der vergangenen Woche vermeiden. Dort waren aus Protest gegen die bestehenden Gesetze 21 Menschen versammelt. Laut Bericht hat die Polizei bisher noch nicht über eine Anklage entschieden. Williamson betonte im Fernsehen, sie wolle eigentlich nicht ihr Leben, sondern vor allem ihr Leiden beenden. Sie forderte die Behörden auf, Euthanasie zu legalisieren.

Kathpress
27. mai 2002