Deutscher Jugendbischof zu Toronto: «Kirche nicht mega-out»

Dem weltweiten Netzwerk des Terrors ein weltweites Netzwerk des Guten entgegensetzen

Bonn, 19.7.02 (KAP) Jugendliche, die die Kirche zuhause in kleinen Gruppen erleben, können beim Weltjugendtag in Toronto einmal «das weltumspannende Netzwerk der Christen hautnah kennen lernen». Das sagte der deutsche «Jugend-Bischof» Franz-Josef Bode in einem Interview mit der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA zum bevorstehenden weltkirchlichen Großereignis in Kanada. «Ich hoffe, dass sich wieder viele junge Leute von der Faszination der Weltkirche ansprechen lassen. Sie sollen merken: Kirche ist ganz und gar nicht mega-out. Sie sind nicht die letzten, die noch mitmachen», so der Bischof.

Nach dem 11. September seien alle erschüttert gewesen, wie sich ein Netzwerk des Terrors unbemerkt über die Welt spannen konnte. «Wir sollten dem ein bemerkbares Netzwerk des Guten entgegensetzen, das in der Atmosphäre des Weltjugendtreffens zu spüren sein wird», sagte Bode.

Papst ist «echt und glaubwürdig»

Zur Faszination, die Papst Johannes Paul II. trotz seines Alters und seiner Gebrechlichkeit auf viele Jugendliche ausübt, meinte der Bischof, die jungen Menschen spürten, dass der Papst «von einem Leben gezeichnet ist, das echt und glaubwürdig ist». Jugendliche hätten eine hohe Sensibilität dafür. «Echt und glaubwürdig ist da viel wichtiger als jugendlich und leistungsstark», so Bode. Zudem stelle sich Johannes Paul II. nicht selbst in den Mittelpunkt, sondern habe eine Botschaft. Er weise auf Christus und das Kreuz hin und «sagt der Jugend: Ich traue euch zu, dass ihr die Zukunft der Kirche mit gestaltet».

«Besonders spannend» sei bei allen Weltjugendtreffen auch die Verbindung von Riesen-Event auf der einen und persönlicher Begegnung auf der anderen Seite. Auf die Frage, ob es sich dabei um eine Art «katholischer Love-Parade» handle, meinte der Bischof, auf den ersten Blick habe manches sicher Züge einer fröhlichen und ausgelassenen Party. Daneben aber gebe es viele persönlichen Begegnungen, die über so etwas wie eine Love-Parade weit hinaus gingen. «Es geht ja sehr stark um wesentliche Inhalte. Das ist nicht äußeres Getue. Die Dimensionen des Glaubens reichen tiefer», sagte der Bischof.

Gerade Jugendliche aus Europa könnten lernen, «dass andere oft selbstverständlicher von Gott und Kirche sprechen, viel emotionaler damit umgehen und Glauben wirklich feiern. Bei uns ist das beinahe ein Tabu, wir denken stark strukturell und vergessen das innere Feuer des Glaubens».

Der Bischof begrüßte, dass in das Programm des Weltjugendtages erstmals das Soziale stärker einfließt. An einem oder zwei Nachmittagen gehen die Jugendlichen in Krankenhäuser, Armenküchen oder Obdachlosenheime und helfen ein paar Stunden mit. Glaube sollte auch zum Handeln führen und nicht am Menschen vorbei gehen, sonst bestehe «die Gefahr, in eine spirituelle Scheinwelt abzuheben», betonte der deutsche «Jugend-Bischof».

Kathpress
19. juli 2002