Lehmann: «Der Weltjugendtag ist immer 'ein kleines Wunder'»

In Toronto geht es auch um den Frieden im Heiligen Land - Das «Café français» als Symbol der Jugendkultur zieht viele Pilger an

Toronto, 25.7.02 (KAP) Der Weltjugendtag sei immer «ein kleines Wunder» - für die jeweilige Ortskirche und die weltweite Struktur der Kirche, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, in Toronto. In aller Welt habe sich die Initiative Weltjugendtag als ein «sehr wirksames Mittel» der Jugendseelsorge herausgestellt. Er freue sich, dass der nächste Weltjugendtag 2005 in Köln stattfinden werde, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Das sei sehr wichtig, um den jungen Leuten ihre Verantwortung für den Aufbau der künftigen Gesellschaft bewusst zu machen. Zum Beispiel müsse in Köln noch vertieft über die Auswirkungen der Globalisierung nachgedacht werden. Die Ereignisse des 11. September hätten die Notwendigkeit weltweiter Solidarität zwischen allen Völkern deutlich gemacht, so Lehmann.

Ohne Zweifel habe die Initiative Weltjugendtag dazu beigetragen, das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den jungen Katholiken aus aller Welt zu verstärken, betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz: «Auch für die jungen Leute aus unserem Land ist das jedes Mal eine wichtige Gelegenheit, um die Freude des Glaubens und den Enthusiasmus des Evangeliums zu verspüren».

Im Zeichen der Sehnsucht nach Frieden stand die Katechese des in Nazareth residierenden Weihbischofs Giacinto-Boulos Marcuzzo in der Michaels-Kathedrale von Toronto. Vor 500 jungen Katholiken aus dem Nahen Osten sagte Marcuzzo in seiner arabischsprachigen Katechese, der Friede könne nicht durch Gewalt oder durch militärische Machtmittel erreicht werden. Notwendig seien vielmehr Verhandlungen und Dialog. Aber man könne nicht über Frieden und Sicherheit reden, wenn es nicht zuerst Gerechtigkeit gebe. Wörtlich meinte der Bischof: «Man muss die Freiheit und den Respekt vor den Grundrechten aller Völker des Heiligen Landes garantieren». Im Gespräch mit der italienischen katholischen Nachrichtenagentur SIR betonte Marcuzzo, die jungen Katholiken aus dem Heiligen Land hätten gerade deshalb, weil sie leiden müssen, das dringende Bedürfnis nach einer starken christlichen Glaubenserfahrung. Sie wollten «Mut auftanken», weil sie wüssten, dass sie bei ihrer Rückkehr in die Heimat neuerlich große Schwierigkeiten erwarten.

Als eine Hauptattraktion erwies sich beim Weltjugendtag schon in den ersten Tagen das «Cafe francais». Das «Cafe francais» ist eine originelle Initiative der aus Ordensleuten und jungen Laien bestehenden Equipe «Jubilatio», die bereits 1997 in Paris und 2000 in Rom entsprechende Erfahrungen gesammelt hat. Einer der «Animateure», Marc Taillebois, meinte im Webinformationsdienst «JMJ direct», das «Cafe francais» sei ein Ort der Gastfreundschaft und des Austausches, der von der «Jugendkultur» ausgehe: «Die jungen Leute sind gern im Kaffeehaus, um zu diskutieren, sie lieben die Musik und Internet».

Das Programm des «Cafe francais» ist entsprechend vielfältig: Es gibt die Kaffeehausbühne, auf der musikalische Darbietungen und Theaterstücke zu sehen sind; auf einer Wand können die jugendlichen Pilger nach Herzenslust zu einem künstlerisch inspirierten Fresko Graffiti hinzufügen, in denen ihre Lebens- und Glaubenserfahrungen zum Ausdruck kommen; im «Cybercafe» hilft Bruder Mohanand den Jugendlichen bei der Realisierung von Videoclips, die anschließend auf der Website «www.lejourduseigneur.com» gezeigt werden. Jeden Tag gibt es einen Direktkontakt per «Webcam» mit einer «Toronto-Parallelveranstaltung» an der baskischen Küste. Und um 15 Uhr stellen sich kirchliche Persönlichkeiten aus aller Welt dem Gespräch mit den Jugendlichen. Am Freitag wird der katholische Pfarrer von Jenin in den Palästinensergebieten, Akhtam Hijazin, an der Reihe sein.

Kathpress
25. juli 2002