Papst spricht "Apostel der Leprakranken" Madagaskars selig

Bei seinem Krakau-Besuch proklamiert Johannes Paul II. vier neue polnische Selige - Unter den neuen Seligen ist auch ein Erzbischof von Warschau, den die Russen an die Wolga verbannten

Krakau, 17.8.02 (KAP) Papst Johannes Paul II. wird bei der Messfeier im Krakauer Blonie-Park vier neue polnische Selige proklamieren. Der Jesuitenpater Jan Beyzym (1850-1912) war zu Beginn des 20. Jahrhunderts der große Apostel der Leprakranken auf Madagaskar. Er gründete auf der "grand'ile" mit Unterstützung aus Galizien ein Lepra-Krankenhaus in Marana, das bis heute besteht. In der Kapelle des Spitals befindet sich eine von den Madegassen viel verehrte Kopie des Gnadenbildes von Tschenstochau.

Beyzym stammte aus dem damals russischen Wolhynien; nach der Matura in Kiew trat er auf österreichischem Territorium den Jesuiten bei. Er war ein großartiger Jugenderzieher; sein Traum, in die Mission gehen zu können, erfüllte sich erst 1898. Auf Madagaskar war er der erste Priester, der unter Leprakranken wohnte. Sie nannten ihn "Vater und Mutter in einem Person". Als er am 2. Oktober 1912 starb, war die ganze Insel in Trauer.

Das Leben und Wirken von Pater Beyzym dürfte schon dem Priesterstudenten Karol Wojtyla wohl bekannt gewesen sein, meint der polnische Jesuit P. Czeslaw Drazek, Chefredakteur der polnischen Ausgabe des "Osservatore Romano" und Postulator im Seligsprechungsprozess. Kardinal Wojtyla schrieb das Vorwort des 1976 erschienenen Buches "Pater Beyzym SJ - Diener der Leprakranken". Als Johannes Paul II. 1989 in Madagaskar war, wollte er das Krankenhaus in Marana besuchen und mit Leprakranken zusammentreffen. Aber die Behörden waren wegen der schwierigen Erreichbarkeit des Krankenhauses dagegen. So feierte der Papst die Messe auf dem Flughafen des nahe gelegenen Fianarantsoa. Auf dem von Leprakranken gebauten Altar stand die von P. Beyzym nach Madagaskar gebrachte Kopie des Gnadenbildes von Tschenstochau.

Mit der polnischen Geschichte verwoben ist der Lebensweg des einstigen Warschauer Erzbischofs Zygmunt Szczesny Felinski (1822-1895). Wie Beyzym stammte er aus dem östlichen Teil des alten polnisch-litauischen Doppelstaates. Nach Mathematik-Studien in Moskau und Paris entschloss er sich für das Priestertum und wurde 1855 geweiht. Schon zwei Jahre später gründete er in St. Petersburg die Schwesterngemeinschaft der "Familie Mariens". Im russischen Polen des 19. Jahrhunderts wurde Felinski zum Erzbischof von Warschau ernannt - aber er blieb es nur 16 Monate. Denn im Gefolge des Jänner-Aufstands von 1863 gegen die russische Herrschaft in Polen und Litauen wurde der Erzbischof - wie mehrere andere Bischöfe - verbannt; in seinem Exilort Jaroslawl an der Wolga sollte er 20 Jahre verbleiben. Er baute in der Stadt Jaroslawl die katholische Pfarrgemeinde auf und unterstützte die Verbannten. Auf Intervention des Heiligen Stuhls konnte Felinski 1883 nach Österreich ausreisen, wo ihm Dzwiniacka im östlichen Galizien als Aufenthaltsort angewiesen wurde.

Die Geschichte von Sr. Sancja Szymkowiak führt in die düsteren Jahre des Zweiten Weltkriegs. Die 1910 geborene Tochter einer wohlhabenden Familie war nach dem Sprachenstudium in Posen (Poznan) bei den "Seraphischen Schwestern" eingetreten. Äußerlich gesehen wies ihr Leben nichts Außergewöhnliches auf, aber sie lebte in "tiefer Einheit mit Gott". Nach der deutschen Okkupation 1939 musste sie den Besatzern als Übersetzerin Dienste leisten; die englischen und französischen Gefangenen in dem Lager, in dem sie eingesetzt war, nannten sie "Engel der Güte" und "Heilige Sancja". Sie erkrankte an einer schweren Form von Tuberkulose. Wenige Wochen nach Ablegung der Ewigen Gelübde starb sie am 29. August 1942.

Ebenso unauffällig wie Schwester Sancja lebte der Theologieprofessor Jan Balicki (1869-1948). Er stammte aus Galizien; nach der Priesterweihe wurde er zum Theologiestudium nach Rom geschickt. Nach seiner Rückkehr wurde er Dogmatik-Professor am Seminar in Przemysl, das er auch mehrere Jahre als Regens leitete. Zugleich war er ein geschätzter Prediger und gesuchter Beichtvater, ein Priester, der auch jenen Menschen nahe war, die sich von der Kirche entfernt hatten. Balicki habe es verstanden, Kontemplation und Apostolat zu verbinden, heißt es in der offiziellen Biografie.

K200205851
17. august 2002

av Webmaster publisert 18.08.2002, sist endret 18.08.2002 - 17:38