Serbische Protestgraffiti gegen Papstbesuch in Banja Luka

Der Schatten des Massakers von Drakulic von 1942 - Serbisches Befremden über den Ort der Papstmesse, das Franziskanerkloster Petricevac, in dem «Bruder Satan» zuhause war

Sarajevo, 20.6.03 (KAP) In Banja Luka sind Protestschmierereien gegen den Papstbesuch aufgetaucht. So wurden einige der offiziellen Willkommensplakate mit einem serbisch-nationalistischen Symbol überschrieben. Es besteht aus einem Kreuz und vier kyrillischen «S»-Zeichen und ergibt übersetzt den Slogan «Nur die Einheit rettet die Serben». Andere Graffiti und Protest-T-Shirts zum Papstbesuch erinnern an das Massaker von Drakulic bei Banja Luka im Jahr 1942. Dort hatten kroatische Ustascha-Kämpfer mehr als 2.700 Serben - darunter 500 Kinder - getötet. In serbischen Medien wurde deshalb die geplante Papstvisite in Banja Luka als ein «Besuch auf dem Schafott» kritisiert.

Nach Angaben aus serbisch-orthodoxen Kirchenkreisen war der Ort der Papstmesse - das Franziskanerkloster Petricevac - ausschlaggebend dafür, dass Patriarch Pavle I. es ablehnte, den Papst in Banja Luka zu begrüßen, was ihm vom serbischen Außenminister Goran Svilanovic nahe gelegt worden war. Denn Petricevac war das Heimatkloster von Pater Miroslav Filipovic-Majstorovic, der unter dem Übernamen «Bruder Satan» als zeitweiliger Kommandant des faschistischen kroatischen Konzentrationslagers Jasenovac Notorietät erlangte.

Am 6. Februar 1942 - zu diesem Zeitpunkt gehörte Bosnien zum kroatischen Staat von Hitlers Gnaden - brach Filipovic-Majstorovic von Petricevac mit einer Ustaschi-Abteilung in die umliegenden serbischen Dörfer Rakovac, Drakulic und Sargovac auf. In Rakovac wurden 37 serbische Bergarbeiter mit Äxten erschlagen. In Drakulic stürmte der abtrünnige Franziskaner mit zwölf Ustaschi in die Volksschule und befahl der Lehrerin Dobrila Martinovic - die später wahnsinnig wurde -, ein serbisches Kind an die Tafel zu holen. Die nichtsahnende Lehrerin rief die kleine Radojka Glamocanin, Tochter eines von den Deutschen verschleppten Bürgers von Drakulic. Ohne ein Wort zu sagen, schnitt der offensichtlich geistesgestörte Filipovic-Majstorovic der Kleinen die Kehle durch. Anschließend sagte er nach Zeugenangaben: «Ustaschi, so taufe ich diese Unwürdigen. Folgt meinem Beispiel. Ich lade alle Sünden auf meine Seele. Ich werde euch die Beichte abnehmen und euch lossprechen». Anschliessend massakrierten die Ustaschi alle serbischen Kinder auf dem Schulhof. Filipovic-Majstorovic wurde unmittelbar nach Bekanntwerden des Massakers auf Betreiben des päpstlichen Vertreters in Zagreb suspendiert. Er trug aber widerrechtlich weiter das Ordensgewand. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Filipovic-Majstorovic von den Titoisten hingerichtet.

Kathpress
20. juni 2003

av Webmaster publisert 21.06.2003, sist endret 21.06.2003 - 21:32