Papst fordert «reifen Umgang» mit der Freiheit

Johannes Paul II. machte am zweiten Tag seines Slowakeibesuches einen erholteren Eindruck als bei seiner Ankunft

Preßburg, 12.9.03 (KAP) Zu einem reifen Umgang mit der Freiheit hat Papst Johannes Paul II. am zweiten Tag seines Besuches in der Slowakei aufgerufen. Ein «dunkles Regime» habe vor gar nicht langer Zeit versucht, das «kostbare christliche Erbe» des slowakischen Volkes zu entweihen, sagte der Papst bei einem Gottesdienst in Banska Bystrica (Neusohl), zu dem am Freitagvormittag rund 100.000 Menschen gekommen waren. Dringend gefragt sei heute eine «Erziehung zur Freiheit», die vor allem Aufgabe der Familien sei.

Die Eltern müssten ihre Kinder zu einer «richtigen Freiheit» anleiten, sie müssten ihnen den Weg zu Gott weisen und sie zu ihrer Verantwortung gegenüber den Mitmenschen anhalten. «Schaffen wir Platz für Gott!», rief der Papst. Bei aller Unterschiedlichkeit der Berufungen seien die Christen «aufgerufen, Gott im eigenen Leben anzunehmen und mit ihm durch die Straßen der Welt zu gehen, sein Evangelium zu verkünden und seine Liebe zu bezeugen».

Bei seiner Ankunft in Banska Bystrica machte Johannes Paul II. einen erholteren Eindruck als am Tag zuvor. Im Papamobil fuhr er vom Flughafen in die Stadt. Auf dem «Platz der Nationalen Erhebung von 1944» war gegenüber der hohen, von einer Marienstatue gekrönten Pestsäule ein Altarpodium errichtet. Dort feierte der Papst die erste Messe seiner am Donnerstag begonnenen Pastoralreise durch die Slowakei. Mit kräftigerer Stimme als bei seiner Ankunft sprach er die Messgebete und, immer wieder von Applaus unterbrochen, Teile seiner Predigt. Den mittleren Teil der Ansprache ließ er vom slowakischen Kurienkardinal Jozef Tomko verlesen.

Johannes Paul II. war am Morgen von Preßburg aus in das 200 Kilometer weiter östlich gelegene Banska Bystrica geflogen. Das Programm der 102. Auslandsreise des Papstes solle wie geplant durchgeführt werden, betonte ein Sprecher der Slowakischen Bischofskonferenz.

Gebet um Gesundheit und Frieden

In den Fürbitten beteten die Gläubigen für die Gesundheit und das Wohl des Papstes sowie aller Bischöfe und Mitarbeiter in der Kirche. Gleichzeitig wurde Gottes Schutz für die Politiker erfleht und für alle, von denen der Frieden abhängt.

Am Ende der Messe schenkten Jugendliche dem Papst, dessen Stimme gegen Ende des zweistündigen Gottesdienstes zunehmend kräftiger wurde, eine handgeschriebene Ausgabe der Bibel. An dem 600 Seiten umfassenden und 15 Kilogramm schweren Buch hatten 900 Jugendliche aus allen Diözesen des Landes mitgewirkt.

Mit seinem Hinweis auf die Entweihung des «kostbaren christlichen Erbes» der Stadt Banska Bystrica und des slowakischen Volkes bezog sich Johannes Paul II. auch auf einen Vorgang aus dem Jahr 1964. Anlässlich eines Besuchs des sowjetischen Parteichefs Nikita Chruschtschow wurde damals die Marienstatue von der Pestsäule der Stadt entfernt - und erst nach dem Ende der kommunistischen Ära 1989 wieder zurückgebracht.

Kathpress
12. september 2003

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