Verstärkter wahabitischer Terror gegen Christen im Nordirak

US-Besatzer sehen den saudiarabischen Umtrieben passiv zu

Vatikanstadt-Bagdad, 17.11.03 (KAP) Im nördlichen Irak häufen sich Drohungen und Einschüchterungsversuche gegen die christlichen Kirchen. Vor einer christliche Schule in Mossul sei vergangene Woche ein Sprengsatz entschärft worden, meldete der vatikanische Missionspressedienst «Fides» am Montag. Seither sei die Schule aus Sicherheitsgründen geschlossen. Ebenfalls vergangene Woche seien mehrere Schüsse auf das syrisch-katholische Ordinariat in Mossul abgefeuert worden. Verantwortlich seien «mit hoher Wahrscheinlichkeit» wahabitische Extremisten.

Mit ihren Aktionen wollten die muslimischen Fundamentalisten die christliche Gemeinschaft einschüchtern und ihre eigene Macht demonstrieren, betonte «Fides». Zugleich wollten sie die Rückkehr zur Normalität behindern. Derzeit liefen in der nordirakischen Stadt die Wiederaufbaumaßnahmen auf Hochtouren.

«Die Extremisten wollen ihr Gesetz der Intoleranz und der Gewalt einer Stadt wie Mossul aufzwingen, wo es eine lange Tradition des Respekts zwischen den Religionen und Volksgruppen gibt», so der syrisch-katholische Priester Nizar Semaan. Unter Saddam Hussein seien die Wahabiten wenig aktiv gewesen, jetzt versuchten sie insbesondere mit saudiarabischem Geld ihre Machtstellung und ihre Vision von einer «islamistischen» Gesellschaft zu verwirklichen. Es sei für sie nicht schwer, unter den arbeitslosen Jugendlichen Anhänger zu rekrutieren.

Als Ausdruck der fortschreitenden islamistischen Einschüchterungskampagne unter wohlwollendem Zusehen der US-Besatzer bezeichnete der syrisch-katholische Geistliche auch die Verschleierung der Frauen. Zu seiner Studienzeit Ende der achtziger Jahren hätte an der Universität Mossul eine von 40 Studentinnen einen Schleier getragen, heute sei es umgekehrt. Nur noch eine von 40 Frauen komme unverschleiert auf den Universitäts-Campus.

Kathpress
17. november 2003