Positiv-Bilanz der Moskau-Reise Kardinal Kaspers

Dialog mit dem Patriarchat soll so fortgesetzt werden, wie er bis 1990 geführt wurde - Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen konnte im direkten Gespräch mit Aleksij II. Missverständnisse über katholische Aktivitäten in Russland aufklären

Vatikanstadt-Moskau, 24.2.04 (KAP) Seine Hoffnung, dass es gelingen wird, in den Beziehungen zwischen dem Vatikan und dem Moskauer Patriarchat eine neue Seite aufzuschlagen, sei nicht enttäuscht worden, sagte Kardinal Walter Kasper, Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, in einem Interview mit der russischen katholischen Kirchenzeitung «Swjat Ewangelija». Kasper berichtete in dem Interview, er habe Patriarch Aleksij II. deutlich gemacht, dass der Wiederaufbau der katholischen kirchlichen Strukturen in Russland ausschließlich der Seelsorge für die Katholiken diene und dass dies nichts mit «Proselytismus» zu tun habe. Was die orthodoxen Bedenken gegen die Errichtung eines unierten griechisch-katholischen Patriarchats in Kiew angehe, werde der Heilige Stuhl diese Bedenken «sorgfältig in Erwägung ziehen». Ein wichtiges Gesprächsthema sei der Wunsch des Patriarchats gewesen, vorab über alle Entscheidungen des Heiligen Stuhls informiert zu werden, die die katholische Kirche in Russland betreffen.

«Swjat Ewangelija»-Chefredakteur Wiktor Krul, der auch die Informationsstelle der katholischen Kirche in Russland leitet, sagte im Gespräch mit der italienischen katholischen Nachrichtenagentur SIR, Kardinal Kasper sei voll Hoffnung, dass es gelingen wird, den «Dialog mit dem Moskauer Patriarchat so fortzusetzen, wie er bis 1990 geführt wurde».

Dass das Treffen zwischen Patriarch Aleksij II. und Kardinal Kasper zu Stande gekommen sei, bewertete Krul als «sehr wichtig». Bis zuletzt sei das Treffen unsicher gewesen. Dass es dann doch möglich war, bedeute einen «Schritt vorwärts» in den Beziehungen zwischen den beiden Kirchen. Im Gespräch mit dem Patriarchen habe Kasper viele Missverständnisse aufklären können. Eines davon habe Unterstellungen gegen die Sozialarbeit des Karmel-Klosters in Nischnij Nowgorod betroffen.

«Kooperation möglich»

Kardinal Kasper selbst erklärte am Dienstag im Vatikan, die Tatsache, dass der Besuch zu Stande kam, sei an sich schon ein Fortschritt. Die ausführlichen Gespräche in Moskau mit dem «Außenminister» des Patriarchats, Metropolit Kyrill, sowie die Audienz bei Patriarch Aleksij II. seien konstruktiv gewesen.

Als konkreten Fortschritt hob Kasper die Vereinbarung einer gemischten Kommission von Katholiken und Orthodoxen zur Behandlung bestehender zwischenkirchlicher Konflikte in Russland hervor. Ferner zeige die Übereinstimmung in der Wertediskussion auf Europaebene sowie die Zusammenarbeit im akademischen Bereich, dass eine Kooperation der beiden Kirchen in Sachfragen möglich sei.

Kathpress
24. februar 2004

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