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Publisert 7. mai 2002 | Oppdatert 7. mai 2002

Sechs der in der Kirche verschanzte und von Israel als Terroristen gesuchte Palästinenser sollen nach Italien deportiert werden

Bethlehem, 6.5.02 (KAP) Ein Durchbruch ist bei den Verhandlungen zur Geburtskirche in Bethlehem erzielt worden. Israelis und Palästinenser haben sich dem Vernehmen nach gemeinsam mit britischen und amerikanischen Vermittlern in der Nacht zum Montag auf einen Plan zur Beendigung der seit knapp fünf Wochen dauernden Belagerung des Gotteshauses geeinigt.

Danach sollen sechs der in der Kirche verschanzten und von Israel als Terroristen gesuchten Palästinenser nach Italien deportiert werden. Weitere 35 würden in den Gazastreifen gebracht, wo sie sich vor einem palästinensischen Gericht verantworten müssten.

In dem Gotteshaus sollen sich noch 123 Palästinenser, 26 Priester und Ordensbrüder sowie vier Ordensfrauen aufhalten. Am 2. April waren rund 200 teilweise schwer bewaffnete Palästinenser vor dem israelischen Einmarsch in Bethlehem in die Geburtskirche geflüchtet. Außerdem hielten sich zu dem Zeitpunkt etwa 70 Priester und Ordensleute in dem weitläufigen Gebäudekomplex auf.

In den vergangenen Wochen verließen immer wieder Einzelpersonen oder kleinere Gruppen das Gotteshauses. Mindestens sechs Personen wurden auf dem Gelände oder beim Verlassen der Kirche von israelischen Scharfschützen erschossen.

Palästinenser übernehmen Kontrolle

Derzeit bereiten sich palästinensische Sicherheitskräfte darauf vor, die Kontrolle auf dem bisher vom israelischen Militär kontrollierten Krippenplatz zu übernehmen. Die Palästinenser sollen die Identifizierung der in der Kirche verbliebenen Personen und die Entwaffnung der Kämpfer vornehmen sowie den Abzug aus dem Gotteshaus organisieren.

"Wir haben Anweisung bekommen, die Stadt von den Israelis zu übernehmen. Wir wissen nicht, wann das sein wird, aber wird sind darauf vorbereitet", sagte der Chef der palästinensischen Polizei, Ala Husni.

Noch keine Anfrage bei italienischen Behörden

Bei der italienischen Regierung war allerdings bis Montag mittag noch keine konkrete Anfrage über eine Aufnahme von Palästinensern aus der Geburtskirche eingegangen, wie aus Kreisen der Farnesina, des italienischen Außenministeriums, verlautete.

Gleichzeitig berichteten arabische Quellen in Jerusalem, dass ein Berater von Palästinenserpräsident Yassir Arafat auf dem Weg nach Rom sei, um die offenen Fragen zu klären.

Arafat könnte noch blockieren

Nach Informationen des britischen Rundfunks BBC hängt die endgültige Annahme des Abkommens noch von der genauen Zahl der zu deportierenden Palästinenser ab. Der israelische Verteidigungsminister Benjamin Ben-Eliezer, der an den Verhandlungen beteiligt sein soll, sagte im israelischen Rundfunk, er sei zuversichtlich, dass der Konflikt noch im Laufe des Montags beendet werde.

US-Präsident George Bush hatte erklärt, Israels Ministerpräsident Ariel Sharon, der am Sonntag in die USA abgereist war, erst nach dem Ende der Belagerung der Geburtskirche empfangen zu wollen. Bush hatte Israelis und Palästinenser ultimativ aufgefordert, den Konflikt in der Geburtsstadt Jesu zu beenden. Das Treffen zwischen Bush und Sharon ist für Dienstag geplant.

Unterdessen berichtete die israelische Tageszeitung "Haaretz", dass PLO-Chef Arafat das Abkommen noch in letzter Minute blockieren könnte, um Sharon "nicht in den Genuss eines politischen Erfolges vor dem Treffen mit Bush kommen zu lassen".

Lösung "innerhalb von Stunden" möglich

Bereits am Sonntag hatte der Franziskaner P. Ibrahim Faltas vor Journalisten erklärt, eine Lösung des Konflikts sei "innerhalb von Stunden möglich". Faltas hatte die Geburtskirche am Morgen verlassen können, um einen Gottesdienst in der Bethlehemer Universität zu feiern. "Jeder sagt, dass sich die Situation in ein paar Stunden klären wird. Derzeit findet ein Treffen in Ramallah statt. Der Vatikan hat sich in die Verhandlungen eingeschaltet", so Faltas.

Der päpstliche Emissär Kardinal Roger Etchegaray habe - so Faltas - gesagt, er werde das Heilige Land nicht verlassen, bevor der Konflikt nicht gelöst sei. Der Kardinal sei zuversichtlich, bereits am Montag einen Gottesdienst in der Geburtskirche feiern zu können.

Etchegaray führte am Samstag ein langes Telefongespräch mit den eingeschlossenen Ordensleuten und sagte dabei, er werde so lange bleiben, wie es nötig sei. Der Kardinal hatte mit Israels Staatspräsident Moshe Katzav und Palästinenser-Präsident Arafat konferiert. In dem Telefonat betonte der Papst-Emissär, "alles in seiner Macht Stehende zu tun", um eine friedliche Lösung für die Geburtskirche und generell für das Drama in Bethlehem zu erreichen. Unter Hinweis auf Kriegsrecht und Sicherheitsbedingungen verwehrten die israelischen Behörden dem Kardinal einen Besuch in der Basilika.

"Kein Vertrauen in israelische Armee"

Von "schrecklichen Zuständen" in der Kirche berichteten die dort eingeschlossenen Franziskaner in dem per Handy geführten Telefonat. Es gebe seit vier Tagen außer ein paar Nudeln nichts mehr zu essen. Den Priestern und Ordensleuten sei von der israelischen Armee angeboten worden, vor der Kirchentür Mahlzeiten essen zu können. Das hätten sie jedoch abgelehnt. "Wir haben kein Vertrauen in die israelische Armee", sagte einer der Eingeschlossenen.

Am Sonntag gab der bisher von palästinensischer Seite für die Verhandlungen zuständige Unterhändler Salah Taamri seine Funktion unter Protest auf. Zuvor war bekannt geworden, dass auf Druck der US-Regierung Arafat seinen Finanzberater Muhammad Rashid mit der Weiterführung der Gespräche beauftragt habe.

Am Samstag hatte nach israelischen Angaben ein europäischer Diplomat eine Liste mit den Namen der 123 noch in dem Gebäudekomplex eingeschlossenen Personen erstellt. Einige von ihnen werden von Israel als Terroristen gesucht.

Ebenfalls am Samstag hatte das israelische Militär anlässlich des orthodoxen Osterfestes vier orthodoxen Geistlichen erlaubt, die Geburtskirche zu verlassen. Die Priester konnten nach Jerusalem fahren, um aus der Grabeskirche ("Anastasis") das Osterlicht abzuholen und es zurück nach Bethlehem in die Geburtskirche zu bringen.

Weiters war am Samstag im Gebäudekomplex der Geburtskirche ein junger Palästinenser von einem israelischen Scharfschützen erschossen worden. Der junge Mann habe sich im orthodoxen Flügel des Gebäudekomplexes aufgehalten und sei von einer Kugel in der Brust getroffen worden. Der junge Palästinenser sei von einem Krankenwagen abtransportiert worden, aber kurz danach gestorben, so P. Faltas.

Zielland Italien nur "Hypothese"

Nach Angaben der Palästinenservertretung in Rom ist die Überstellung an Italien lediglich eine Hypothese. Bisher habe man keinen entsprechenden Antrag an die italienischen Behörden gestellt, erklärte Yassine Rabah Jawad am Montag gegenüber dem römischen Missionspressedienst "Misna". Italien als Aufnahmeland sei eine Hypothese, die in den derzeit laufenden Verhandlungen von Israelis, Palästinensern und US-Sicherheitsbeamten erörtert werde. Es sei aber auch nicht ausgeschlossen, dass die genannten Personen zusammen mit anderen in der Geburtskirche festsitzenden Palästinensern nach Gaza gebracht würden.

Gleichzeitig äußerte sich die PLO-Vertretung in Rom optimistisch, dass eine Einigung noch am Montag möglich sei. Für eine Ankunft des Arafat-Vertrauten Mohammed Rashid, von der arabische Medien am Montag in Jerusalem gesprochen hatten, gab es von der Vertretung keine Bestätigung.

Kathpress
6. mai 2002

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