Streit um christliches Gotteshaus

Kirche schwarzafrikanischer Immigranten musste nach ständigen Drohungen und Vandalen-Akten geschlossen werden - Scharfer Protest der «Anti-Diffamation-League»

Jerusalem, 7.10.02 (KAP) In Tel Aviv ist es zu einer Auseinandersetzung um das Gotteshaus einer «unabhängigen christlichen Kirche» schwarzafrikanischer Gastarbeiter gekommen. Das Gotteshaus im populären Stadtteil Ha-Tikvah musste geschlossen werden, nachdem es ständig zu Drohungen und Vandalen-Akten gekommen war. Die israelische Sektion der jüdischen «Anti-Diffamation-League» (ADL) hat an die Regierung appelliert, alles zu tun, damit die afrikanischen Immigranten «in Frieden und Sicherheit» ihren Gottesdienst halten können. ADL-Israel verweist darauf, dass die Organisation überall in der Welt protestieren würde, wenn Juden ähnlichen Behelligungen ausgesetzt wären; daher dürften «solche Akte gegen Nichtjuden im jüdischen Staat auf keinen Fall toleriert werden». In den letzten Monaten war es mehrfach zu Vandalen-Akten gekommen; das Gotteshaus wurde profaniert, Gebetbücher wurden beschädigt.

Die «Redeemed Christian Church of Christ» steht in einem Viertel, das mehrheitlich von fromm bis traditionell ausgerichteten Juden orientalischer Herkunft bevölkert wird, wo in letzter Zeit aber auch zahlreiche Immigranten aus aller Welt eingezogen sind. Seit es das Gotteshaus gibt, wurde die Polizei häufig wegen angeblicher nächtlicher Ruhestörung in das Ha-Tikvah-Viertel gerufen. Jüdische Bewohner beschwerten sich insbesondere darüber, dass die schwarzafrikanischen Christen angeblich die Sabbat-Ruhe störten. Vertreter der Kirche dementierten die Vorwürfe: Weder habe es Gottesdienste «zu ungewöhnlichen Zeiten» gegeben noch seien jüdische Kinder mit Bonbons in die Kirche gelockt worden, wie behauptet wurde.

Israelische Menschenrechtsorganisationen werfen der Regierung vor, antichristliche und rassistische Gefühle der Juden im Ha-Tikvah-Viertel zu schüren, um insbesondere die Schwarzafrikaner zum Verlassen Israels zu bewegen. Im Land gibt es - neben den legalen Gastarbeitern - schätzungsweise 200.000 «Illegale» aus Afrika, Rumänien und anderen Ländern. Polnische, griechische, rumänische und philippinische Immigranten bauen seit 1948 verfallene katholische und orthodoxe Kirchen wieder auf. Die israelischen Behörden sehen in den Gastarbeitern eine soziale Last, da sie Schulen für ihre Kinder und Gesundheitsversorgung fordern.

Die israelische Anwältin Zahava Gur vertritt die Interessen der «Church of Christ» im Ha-Tikvah-Viertel und sagt zu der Kampagne: «Das alles erinnert mich ans Mittelalter, als Menschen wegen ihres Glaubens verfolgt und gehindert wurden, ihren Kult auszuüben. Was würden wohl Juden sagen, wenn man in einem anderen Land so mit ihrer Synagoge umginge?»

Kathpress
7. oktober 2002