Gedenken an umstrittenen Priester-Politiker Hlinka

Preßburg, 14.8.03 (KAP) In der Andreaskirche der mittelslowakischen Stadt Ruzomberok wird von Freitag bis Sonntag der Sarkophag von Andrej Hlinka, dem Gründer der Slowakischen Nationalpartei und Wegbereiter der Slowakischen Republik Jozef Tisos während des Zweiten Weltkriegs, gezeigt. Anlass ist der 65. Todestag des Politikers. So wie Tiso war auch Hlinka ein katholischer Priester.

Der Sarkophag war aus dem Preßburger Martinsdom nach Ruzomberok überführt worden. In Kürze soll der Sarkophag im wiederhergestellten Hlinka-Mausoleum von Ruzomberok seinen Platz finden. Wie die Preßburger Tageszeitung «Pravda» unter Berufung auf den umstrittenen Tiso-Biografen Milan Stanislav Durica meldet, könnte anlässlich des 140. Jahrestages der Geburt des Priester-Politikers am 27. September 2004 auch dessen sterbliche Hülle nach Ruzomberok überführt werden.

Andrej Hlinka war im September 1938 verstorben und zunächst auf dem Friedhof, zehn Wochen danach in dem Mausoleum in Ruzomberok beigesetzt worden. Im März 1945 ließ Innenminister Alexander Mach den einbalsamierten Leichnam vor den herannahenden sowjetischen Truppen nach Preßburg in Sicherheit bringen. Anschließend sollten Sarg und Leichnam nach Österreich und weiter nach Westen gebracht werden, doch überstürzten sich die Ereignisse, sodaß der Sarg mit dem Leichnam in den Katakomben des Martinsdoms deponiert wurde.

Vermutlich zwischen 1949 und 1967 verschwand der Leichnam aus dem Sarg, wobei ungeklärt ist, ob er vom kommunistischen Staatssicherheitsdienst vernichtet oder von Anhängern Hlinkas an einen anderen Ort in der Slowakei - Gerüchte sprechen sogar vom Vatikan - verbracht wurde. Nach einer Version hätten drei Priester den Leichnam exhumiert und für den Fall ihres Ablebens jeweils einen Geheimnisträger ernannt, der über den Ort der Beisetzung Bescheid weiß. Diese drei Priester oder ihre Nachfolger könnten das Geheimnis jetzt lüften.

Beim Hlinka-Gedenken vor zehn Jahren hatte der Bischof von Kosice, Alojz Tkac, für Aufregung gesorgt, weil er die 1947 erfolgte Hinrichtung des Präsidenten des als Vasallenstaat Hitlerdeutschlands von 1939 bis 1945 existierenden slowakischen Nationalstaates, Prälat Jozef Tiso, als «Unrecht» bezeichnet hatte. «Die tschechischen Brüder müssen sich für die Hinrichtung Tisos beim slowakischen Volk entschuldigen», so Tkac damals.

Größter Makel des Tiso-Staates ist die Deportation der slowakischen Juden. Ab 1942 wurden mehrere zehntausend Juden an Nazi-Deutschland ausgeliefert, von 90.000 slowakischen Juden kamen 75.000 ums Leben. Verteidiger Tisos erklären, der Prälat-Präsident habe bereits 1942 die Deportationen einstellen lassen, als er erfuhr, dass mit dem Argument der Deutschen, die Juden würden «zur Arbeit hinausgeschickt», «etwas nicht stimmt». 1944 hätte sich Tiso aber dem Druck Hitlers beugen müssen.

Kathpress
14. august 2003

av Webmaster publisert 08.09.2003, sist endret 08.09.2003 - 15:35