"Im Namen Gottes bitten wir, die Waffen niederzulegen"

"Im Namen Gottes bitten wir, die Waffen niederzulegen"

Wortlaut des gemeinsamen Friedensappells von Papst Johannes Paul II. und Patriarch Teoctist I.

Papst Johannes Paul II. und der rumänisch-orthodoxe Patriarch Teoctist haben am Samstag in Bukarest einen gemeinsamen Friedensappell zum Jugoslawien-Krieg unterzeichnet. "Kathpress" dokumentiert den ersten gemeinsamen Friedensappell des Papstes mit einem Patriarchen der Orthodoxie in einer eigenen Übersetzung:

"Vereint in Brüderlichkeit und Liebe, die ihre Quelle im auferstandenen Christus - der Weg, Wahrheit und Leben für die gesamte Menschheit ist - denken wir voll Mitgefühl an unsere von zahlreichen Prüfungen und Leiden belasteten Brüder und Schwestern in der Bundesrepublik Jugoslawien.

Als Väter und Diener unserer Gemeinschaften, in Einheit mit all jenen, die der heutigen Welt jenen verkünden, der uns 'berufen hat in Frieden zu leben', und in Einheit mit den Hirten unserer Kirchen auf dem Balkan, wollen wir:

  • unsere menschliche und geistliche Solidarität gegenüber jenen zeigen, die aus ihrem Zuhause und aus ihrer Heimat vertrieben und von ihren Lieben getrennt wurden und jetzt die grausame Wirklichkeit des Exodus erleben, und ebenso gegenüber den Opfern der tödlichen Bombardierungen und gegenüber all jenen Bevölkerungsgruppen, die jetzt nicht in Ruhe und Frieden leben können;
  • im Namen Gottes an all jene appellieren, die auf die eine oder andere Weise für die gegenwärtige Tragödie verantwortlich sind: daß sie den Mut haben, den Dialog wiederaufzunehmen und die geeigneten Bedingungen finden, um einen gerechten und dauerhaften Frieden heranreifen zu lassen, der die Rückkehr der Vertriebenen in ihre Häuser ermöglicht, und die Leiden all jener verkürzt, die in der Bundesrepublik Jugoslawien leben - Serben, Albaner und Menschen anderer Nationalitäten - und die Fundamente für ein neues Zusammenleben unter den Völkern dieses Staates legt.
  • die internationale Gemeinschaft und ihre Institutionen ermutigen, alle Mittel des Rechts zu mobilisieren, um den Konfliktparteien zu helfen, ihre Differenzen gemäß den geltenden Konventionen zu lösen, insbesondere der Bestimmungen über den Respekt der fundamentalen Menschenrechte und der Zusammenarbeit unter souveränen Staaten;
  • die humanitären Organisationen, insbesondere die christlichen, unterstützen, die sich darum bemühen, die derzeitigen Leiden zu lindern und inständig darum bitten, daß sie auf keine Weise daran gehindert werden, ohne Rücksicht auf Nationalität, Sprache oder Religion jenen zu helfen, die in Not sind;
  • an die Christen aller Konfessionen appellieren, sich tatkräftig einzusetzen und sich in einmütigem und unablässigen Gebet zusammenzutun für den Frieden und die Völkerverständigung, wobei sie ihre Bitten der Allerheiligsten Jungfrau anvertrauen, damit sie bei ihrem Sohn, der 'unser Friede ist', für uns eintritt.

Im Namen Gottes, des Vaters aller Menschen, bitten wir die Konfliktparteien inständig, die Waffen endgültig niederzulegen. Wir ermahnen die betroffenen Seiten zu prophetischen Gesten, damit auf der geliebten Erde des Balkans ein neuer Lebensstil möglich wird, geprägt vom Respekt für alle, durch Brüderlichkeit und Zusammenleben. Dies wird vor den Augen der Welt eindrucksvoll zeigen, daß ebenso wie ganz Europa das Territorium der Bundesrepublik Jugoslawien ein Ort des Friedens, der Freiheit und der Eintracht für all seine Einwohner werden kann." (ende)

KI/KAP (KathPress/Katolsk Informasjonstjeneste)

av Webmaster publisert 09.05.1999, sist endret 09.05.1999 - 22:03