Husar erhofft Besserung der katholisch-orthodoxen Beziehungen

Rom-Kiew, 6.7.01 (KAP) Die Beziehungen zwischen der katholischen und der orthodoxen Kirche werden nach Ansicht von Kardinal Lubomyr Husar in absehbarer Zeit wieder besser werden. Der ukrainisch-katholische Großerzbischof von Lemberg sagte vor katholischen Politikern im italienischen Kloster Camaldoli, die Ukraine und ihre Kirchen müssten eine Brücke zwischen Ost und West werden. Die Zukunft des Christentums in seinem Land liege in der Ökumene, betonte Husar laut einem Bericht der römischen Nachrichtenagentur "Zenit". Die Ablehnung der moskautreuen orthodoxen Hierarchen gegenüber der mit Rom unierten Kirche des byzantinischen Ritus in der Ukraine spiegle nicht das Denken der Gläubigen.

An dem Treffen in Camaldoli, das von der italienischen katholischen Wochenzeitung "Il Regno" organisiert worden war, nahm auch EU-Kommissionspräsident Romano Prodi teil. Kardinal Husar appellierte an Prodi, die EU möge der Ukraine mehr Aufmerksamkeit schenken.

Positive Papstberichterstattung in Russlands Medien

Wie "Zenit" weiter berichtet, habe die ausführliche und weitgehend positive Berichterstattung in russischen Medien über die Papstreise in die Ukraine die Stimmung für eine Visite Johannes Pauls II. in Moskau weiter verbessert. Laut einer Umfrage der russischen Nachrichtenagentur "Interfax" von vergangener Woche wollen 63 Prozent der Russen den Papst in ihrem Land sehen, lediglich 17 Prozent seien dagegen.

Maksim Schewtschenko, Chefredakteur der Tageszeitung "Nezawisimaja Gazeta", wird mit der Aussage zitiert, was am meisten beeindruckt habe, sei die "außergewöhnliche Demut und Offenheit des Papstes". Die Zeitung hatte vor dem Papstbesuch ein ausführliches Interview mit Kardinal Husar veröffentlicht, in dem dieser seine Sicht der Rolle der mit Rom unierten Ostkirchen darlegen konnte. Bis dahin kamen "Unierte" in den russischen Medien vor allem als Feindbilder vor.

Aleksander Kyrlesew, ein Moskauer orthodoxer Theologe, meinte, die Bilder vom Papst in der Ukraine hätten die Russen "überrascht". Johannes Paul II. sei als geistlicher Führer sichtbar geworden, dem es ernsthaft um die Einheit der Christen geht. "Zenit" erinnert in dem Zusammenhang daran, dass die kommunistische Propaganda den Papst in Rom stets als autoritären und despotischen Führer einer feindlichen Macht hingestellt habe.

Viele russische Zeitungen strichen auch die Unterschiede zwischen der Papstreise in der Ukraine und der zur gleichen Zeit abgehaltenen Visite des Moskauer Patriarchen Aleksij II. in Weißrussland heraus.

Die italienische katholische Zeitung "Avvenire" zitierte den Moskauer katholischen Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz mit der Feststellung, die Papstreise in die Ukraine habe eine deutliche Öffnung auf russischer Seite bewirkt. Zum ersten Mal habe Patriarch Aleksij nicht zur Bedingung gemacht, dass der Papst nur nach Russland kommen könne, wenn er auch von der orthodoxen Kirche eingeladen wird. Er habe nur mehr darauf bestanden, dass die orthodoxe Kirche zustimmen müsse. Damit sei der Patriarch auf die Linie eingeschwenkt, mit der die orthodoxe Kirche Griechenlands schließlich den Weg für eine Papstreise nach Athen freigegeben hatte, so der Erzbischof.

Kathpress
6. juli 2001

av Webmaster publisert 09.07.2001, sist endret 09.07.2001 - 10:21