Papst beginnt Kasachstan-Besuch mit Friedensappell

Astana, 22.9.01 (KAP) Papst Johannes Paul II. hat seinen Kasachstan-Besuch mit einem eindringlichen Friedensappell begonnen. Der Papst war nach fünfeinhalbstündigem Flug am Samstagabend um 19.30 Ortszeit (= 14.30 Uhr MEZ) in der kasachischen Hauptstadt Astana eingetroffen. Zur Begrüßung des Papstes hatten sich Staatspräsident Nursultan Nazarbajew, die Bischöfe des Landes und das diplomatische Korps eingefunden. Auch orthodoxe Bischöfe sowie ranghohe Vertreter der islamischen Glaubensgemeinschaft waren zur Zeremonie auf dem Flughafen erschienen.

In seiner ersten Ansprache auf kasachischem Boden formulierte der Papst einen Appell für Frieden, Freiheit und Offenheit sowie einen besonderen Gruß an die islamische Glaubensgemeinschaft. Bei seiner Ankunft auf dem Flughafen rief er die Repräsentanten der Kulturen und Traditionen des Vielvölkerstaates zu einem friedlichen Zusammenleben auf. Die Muslime (rund die Hälfte der Bevölkerung gehört nominell der islamischen Glaubensgemeinschaft an) und "die Menschen guten Willens" mahnte der Papst, "allen eine Zukunft in Frieden zu garantieren". Ausdrücklich würdigte der Papst die mit der Unabhängigkeit Kasachstans vor zehn Jahren verfügte Schließung des Atomtest-Zentrums von Semipalatinsk und den einseitigen Verzicht auf Nuklearwaffen. "Kontroversen dürfen nicht mit Waffengewalt, sondern müssen mit friedlichen Mitteln, mit Verhandlungen und Dialog gelöst werden", so der Papst.

Kasachstan sei ein "Land der Märtyrer und der Gläubigen, ein Land der Deportierten und Helden, ein Land der Denker und Künstler", führte Johannes Paul II. in seiner Rede aus. Sein Besuch erfolge zehn Jahre nach der Unabhängigkeit Kasachstans nach einer langen Periode der Dunkelheit und des Leidens. Die wiedererlangte Freiheit habe im Land ein festes Vertrauen in die Zukunft geweckt und neue Perspektiven für Frieden und Fortschritt eröffnet. Brüderlichkeit, Dialog und Verständnis im Inneren des Staates mit seinen mehr als 100 Nationalitäten seien unverzichtbare Voraussetzungen, um "Brücken solidarischer Zusammenarbeit mit anderen Völkern, Nationen und Kulturen zu bauen", sagte der Papst. Voraussetzung sei dabei ein Geist der Offenheit, sodaß alle Menschen und Gruppen die gleichen Rechte und Freiheiten, insbesondere die Religionsfreiheit, genießen können.

"Historischer Besuch"

Präsident Nazarbajew sprach in seiner Begrüßung von einem historischen Besuch. Er dankte dem Papst für seine Freundschaft und für die Reise, die er trotz der gespannten internationalen Situation durchgeführt habe. Der Besuch sei wichtig für die gesamte Bevölkerung von Kasachstan. Zugleich erinnerte der Präsident an die Zeit des Totalitarismus und die vor zehn Jahren erlangte Freiheit. Kasachstan sei heute ein offenes und tolerantes Land, das die unterschiedlichen Religionen und Kulturen respektiere. Der Präsident hob hervor, dass der Papst in seinen Reden und Botschaften immer wieder Gewalt und Terrorismus abgelehnt habe. Besonders erinnerte er an die verschiedenen Begegnung des Papstes mit dem Islam, an dessen Rede vor islamischen Jugendlichen 1985 in Marokko und an seinen ersten Besuch in einer Moschee in diesem Frühjahr in Damaskus. Insbesondere dankte er dem Papst, dass er sich gegen eine Islamo-Phobie gewandt habe.

Kardinal Sodano blieb im Vatikan

Zur Begrüßung des Papstes hatten sich mehrere hundert Menschen, viele in Trachten der verschiedenen Volksgruppen, auf dem Flughafen eingefunden, die Johannes Paul II. bei der Ankunft freundlich und lange applaudierten. Eine Musikkapelle spielte die Vatikan-Hymne, während die kasachische Hymne anschließend von einem Soldatenchor gesungen wurde.

Zum ersten Mal bei seinen bisher 95 Auslandsreisen war Johannes Paul II. nicht von seinem Kardinalstaatssekretär begleitet. Angesichts der internationalen Krise nach den Terroranschlagen in den USA habe der Papst Kardinal Angelo Sodano gebeten, in Rom zu bleiben. So könne der Kardinal die Kontakte zu den zuständigen Stellen halten, die Arbeit im Vatikan koordinieren und den Papst auf dem Laufenden halten, teilte Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls mit.

Kathpress
22. september 2001

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