Kirchennahe Sozialeinrichtungen in Bethlehem arbeiten weiter

"Baby-Hospital" der Caritas und SOS-Kinderdorf versuchen, Betrieb aufrechtzuerhalten

Jerusalem, 4.4.02 (KAP) Kirchliche und kirchennahe Sozialeinrichtungen in Bethlehem arbeiten trotz der Kämpfe weiter. Im "Baby-Hospital" der Caritas sorgt eine Notbesetzung aus Ärzten und Schwestern dafür, dass die verbliebenen 20 Kinder medizinisch betreut werden, teilte der Geschäftsführer der Hospital-Trägergesellschaft "Kinderhilfe Bethlehem", Klaus Röllin, mit.

Seit der am Ostermontag begonnenen Großoffensive der israelischen Armee ist laut Röllin das Krankenhaus von der Außenwelt abgeschnitten. Auf dem Hospitalgelände selbst sei es bisher weder zu Schießereien gekommen noch sei das Krankenhaus besetzt worden. Das seit 50 Jahren bestehende "Baby-Hospital" ist das einzige auf Kleinkinder spezialisierte Krankenhaus in den palästinensischen Gebieten. Über all die Jahre sei es von Israelis und Palästinensern wegen seiner Unparteilichkeit respektiert worden. "Wir gehen davon aus, dass dies auch in Zukunft so sein wird", sagte Röllin.

"Neue Dimension des Leids"

Nach Angaben des Geschäftsführers können die Ärzte und Schwestern das Hospitalgelände nicht verlassen. Ihre Kollegen säßen zuhause fest. Die Eskalation der Gewalt treffe das Hospital aber nicht unvorbereitet. Medizinische Vorräte und Lebensmittel seien ausreichend vorhanden. Röllin zufolge lässt der ständige Lärm durch Panzer und Hubschrauber niemanden zur Ruhe kommen. "Auch wenn das Hospital in seiner 50-jährigen Geschichte schon viele kriegerische Auseinandersetzungen gesehen hat, erleben wir heute eine neue Dimension des Leids", erklärte er.

SOS-Kinderdorf trifft Vorkehrungen

Wie die nationale Direktorin von SOS-Kinderdorf-Jordanien, Lina Kopty, mitteilte, sind in Bethlehem ganz in der Nähe des dortigen Kinderdorfes israelischen Panzer stationiert. Jede SOS-Kinderdorf-Familie bleibe aus Sicherheitsgründen im Haus. Es sei nicht möglich, sich frei im SOS-Kinderdorf zu bewegen. Immer wieder gebe es Stromausfälle.

Kopty teilte weiter mit, dass SOS-Kinderdorf-Mitarbeiter begannen, Nahrungsmittel und Medikamente einzukaufen, um im Fall von Engpässen die Kinder und Jugendlichen ausreichend versorgen zu können. Man befürchte ähnliche Aktionen wie in Ramallah, wo Massenverhaftungen von Männern bzw. Jugendlichen im Alter von 14 bis 45 Jahren durchgeführt wurden. Deshalb werde versucht, alle ehemaligen SOS-Kinderdorf-Kinder, vor allem die männlichen Jugendlichen, in das SOS-Kinderdorf zu holen.

Das SOS-Kinderdorf wurde vom Notkomitee der Palästinensischen Behörden gebeten, schwer traumatisierte Kinder und Jugendliche zu betreuen. Auf Grund der bedrohlichen Lage befinden sich Kinder vieler Familien in einem sehr labilen psychischen Zustand. Angstzustände und Depressionen führen auch zu ernsten körperlichen Symptomen. Die Betreuung und Notaufnahme von hilfsbedürftigen Kindern soll gemeinsam mit Sozialarbeitern durchgeführt werden, sobald Telefonleitungen funktionieren und Notrufe entgegengenommen werden können.

Kathpress
4. april 2002