Kirche Mexikos möchte Diskussion um Historizität Juan Diegos beenden

Neue Broschüre des Rektors der Basilika Guadalupe veröffentlicht - Leben des neuen Heiligen «kein Märchen wie Schneewittchen und die sieben Zwerge, so wie es uns Antiklerikale weismachen wollen»

Ciudad de Mexico, 25.7.02 (KAP) Die katholische Kirche in Mexiko möchte die Diskussionen um die Historizität des Sehers von Guadalupe, Juan Diego (1474-1548), beenden. Die Heiligsprechung Juan Diegos durch Papst Johannes Paul II. erfolgt nächsten Mittwoch.

Um die Historizität der Person des Nahua-Indianers Juan Diego zu dokumentieren, ist eine Woche vor der Kanonisierung eine neue Broschüre publiziert worden. Sie trägt den Titel «Die Muttergottes von Guadalupe und Juan Diego in den gerichtlichen Dokumenten von 1666». Herausgeber ist der Rektor der Basilika von Guadalupe, Diego Monroy.

Monroys Vorgänger, Rektor Guillermo Schulenburg, hatte 1996 für größte Aufregung mit einer Aussage in einem Interview gesorgt, dass es keine gesicherte Evidenz für die Historizität der Person von Juan Diego gebe. Juan Diego sei «ein Symbol, aber keine Realität», so Schulenburg in einem langen Interview für «Trenta giorni».

Bei der Präsentation der neuen Broschüre übte Rektor Monroy Kritik an den Zweiflern an der Geschichtlichkeit des indianischen Heiligen. Das Leben des neuen Heiligen sei «kein Märchen wie Schneewittchen und die sieben Zwerge, so wie es uns Antiklerikale weismachen wollen», sagte Monroy, wobei er auf den Kirchengegner Jose Luis Guerrero Bezug nahm. Das Leben Juan Diegos und die ihm zuteil gewordenen Marienerscheinungen seien vielmehr «ein Wunder, das in seinem Ausmaß an Unglaubliches grenzt».

Beobachter erinnern in diesem Zusammenhang auch an die Nachwirkungen des mexikanischen Kirchenkampfes 1917-32 mit ihrem Höhepunkt, dem Aufstand der «Cristeros» gegen die antiklerikale Regierung (1926-29). Die Muttergottes von Guadalupe war in jenen Jahren auch das Symbol des katholischen, nicht laizistischen Mexikos. In der «Ein-Parteien-Demokratie» des PRI von 1929 bis 1996 blieb der betont laizistische Charakter des mexikanischen Staates erhalten. Die jahrzehntelangen Auseinandersetzungen bewirkten, dass sich die Kirche in Mexiko mit dem Papst als dem Symbol der Glaubenstreue besonders eng verbunden fühlt. «Es lebe der Papst, es lebe die Jungfrau von Guadalupe» war das Motto der «Cristeros».

Dieser Kirche fühlt sich aber auch Mexikos jetziger Staatspräsident Vincente Fox verpflichtet. Vor dem Hintergrund der Geschichte gilt es als Sensation, dass Fox an der Heiligsprechung von Juan Diego teilnimmt. Er werde «als Bürger und Katholik, nicht aber als Politiker» teilnehmen, erklärte Fox im Gespräch mit der Tageszeitung «El Universal». Damit wolle er vermeiden - so Fox -, dass aus seiner Anwesenheit «irgendein Konflikt hervorgehen könnte», obwohl das Ganze «nichts mit Gesetzen zu tun hat» oder «mit Tabus, die ohnehin überholt sind». Auf Grund der laizistischen Tradition des Landes ist es in Mexiko immer noch nicht selbstverständlich, dass Politiker an kirchlichen Ereignissen teilnehmen.

Johannes Paul II. wird zum Abschluss seiner derzeitigen Amerikareise am Dienstagabend (Ortszeit) in Ciudad de Mexico erwartet. Nach Polizeiangaben werden bis zu zwölf Millionen Menschen auf den Beinen sein, um Johannes Paul II. zu sehen.

Kathpress
25. juli 2002

av Webmaster publisert 25.07.2002, sist endret 25.07.2002 - 19:34