Nach neun Monaten Pause reist der Papst wieder

Die Spanien-Visite ist zugleich eine Generalprobe für die weiteren Pastoralreisen des Jahres

«Kathpress»-Korrespondentenbericht von Ludwig Ring-Eifel

Vatikanstadt, 3.5.03 (KAP) Nach einer Unterbrechung von fast neun Monaten tritt Papst Johannes Paul II. am heutigen Samstag erneut eine internationale Reise an. Es ist die 99. Auslandsvisite des Papstes, der am 18. Mai sein 83. Lebensjahr vollendet. Zugleich sehen Vatikan-Insider die Reise als Generalprobe für eine ganze Reihe von Besuchen unter veränderten Bedingungen, die der Papst im Lauf des Jahres absolvieren will. Vermutlich wird Johannes Paul II. in Madrid zum ersten Mal bei einer Auslandsreise den neuen fahrbaren, hydraulisch verstellbaren Thronsessel benutzen, der bereits während der Kar- und Ostertage im Vatikan zum Einsatz kam.

Mit Spannung werden bei zwei großen Massenveranstaltungen am Samstagabend und am Sonntagvormittag insgesamt rund eine Million Zuhörer erleben, ob der Papst in der Lage ist, sie zu Begeisterungsstürmen mitzureißen. Die neuerdings wieder bessere, vermutlich durch ein intensives Sprechtraining sicher gestellte sprachliche Ausdrucksfähigkeit des Papstes wird dabei auf die Probe gestellt. Bereits bei seinen jüngsten Auftritten in Rom hatte er die Zuhörer durch eine deutlich verbesserte Artikulation und eine kräftigere Stimme überrascht. Vorher war über Jahre hinweg sein Redefluss infolge der Parkinsonschen Krankheit immer verwaschener und unverständlicher geworden.

Ansonsten verläuft das Reiseprogramm in Spanien nach dem inzwischen erprobten Schema, das dem Papst lange Ruhepausen zwischen den einzelnen öffentlichen Auftritten einräumt und ihm unnötige Ortsveränderungen erspart. So finden die politischen Treffen mit Regierungschef Jose Maria Aznar und dem spanischen Königspaar nicht in deren Amtssitzen, sondern in den Räumen der Apostolischen Nuntiatur statt, wo der Papst bei seinem knapp zweitägigen Aufenthalt logiert.

Der Pastoralbesuch in Spanien ist eine Art «Generalprobe» für die übrigen Reisen des Jahres. Anfang Juni will Johannes Paul II. bei seiner 100. Auslandsreise im Rahmen einer fünftägigen Kroatien-Tournee fünf Städte besuchen. Zwei Wochen später steht eine Blitzvisite im bosnischen Banja Luka auf dem Programm, womit er erstmals die «Republika Srpska» besuchen wird. Für Ende August ist die weiteste Reise des Jahres im Gespräch: In der Mongolei will der Papst dort eine kleine, aber außerordentlich rasch wachsende Katholikenschar besuchen und zuvor möglicherweise mit einem Zwischenstopp in der Wolgametropole Kasan erstmals das Gebiet der Russischen Föderation betreten.

Mitte September rundet ein Besuch in der Slowakei das Programm des Papstes ab. Wie bereits die Osteuropa- und Amerikareisen im Vorjahr führt es den von Krankheit geschwächten Papst an die Grenzen seiner Belastbarkeit. Doch dank neuer technischer Hilfsmittel und einem dem Alter angepassten Tagesablauf ist der Zeitpunkt, an dem der Papst das Reisen aufgeben muss, noch nicht in Sicht.

Kathpress
3. mai 2003

av Webmaster publisert 03.05.2003, sist endret 03.05.2003 - 15:02