Jüdische Bedenken gegen Seligsprechung Pius IX.

Prof. Ehrlich spricht von «unerträglicher Belastung» für das Verhältnis zwischen Juden und Katholiken

Bern, 5.8.00 (KAP) «Eine Seligsprechung von Pius IX. würde das Verhältnis zwischen Juden und Katholiken in einer unerträglichen Weise belasten und insbesondere alles in Frage stellen, was die Kirche in den letzten Jahrzehnten in diesem Bereich an Positivem erreicht hat», stellte der jüdische Historiker Prof. Ernst Ludwig Ehrlich in der neuesten Ausgabe der Basler «Jüdischen Rundschau» fest. Ehrlich, der seit Jahrzehnten führend im christlich-jüdischen Dialog tätig ist, meinte, hier stehe «die Glaubwürdigkeit des Papstes und seiner Kirche auf dem Spiel».

Eine Seligsprechung Pius IX. würde ein Band zerstören, «an dem Juden und Katholiken gemeinsam Jahrzehnte lang mühevoll gearbeitet haben», so Ehrlich. Papst Johannes Paul II. habe am ersten Fastensonntag des heurigen Jahres die Schuldgeschichte der Kirche gegenüber dem jüdischen Volk feierlich bereut. Wörtlich stellte Ehrlich in diesem Zusammenhang fest: «Wie kann man einen der kirchlichen Täter im gleichen Jahr selig sprechen wollen?» Der Historiker begründete dies damit, dass Pius IX. nach seiner Auffassung einer der ersten war, der «kirchliche Judenfeindschaft mit politischem Antisemitismus» verbunden habe.

Kathpress

av Webmaster publisert 07.08.2000, sist endret 07.08.2000 - 14:17