Wie ein guter Großvater

14 jungen Leute waren zum Mittagessen mit dem Papst auf die «Erdbeerinsel» eingeladen

«Kathpress»-Korrespondentenbericht von Johannes Schidelko

Toronto, 28.7.02 (KAP) Statt hoher Kurienkardinäle, Politiker oder Bischöfe bat Papst Johannes Paul II. bei seinem Kanada-Besuch Jugendliche zu Tisch. 14 junge Leute aus zwölf Ländern, aus Kanada und Kenia, Australien und Bosnien waren am Rand des Weltjugendtages in Toronto zum Mittagessen mit dem Papst eingeladen. Und auf Strawberry Island erlebten sie in ungewöhnlich lockerer Atmosphäre einen aktiven, aufgeschlossenen und humorvollen Papst, berichteten sie anschließend unisono.

Zu den «Auserwählten» gehörte auch die 20-jährige Deutsche Anneke Pehmöller aus Wahlstedt bei Hamburg. Sie saß dem Papst direkt gegenüber. «Es war sehr schön, dieser Tag war für mich etwas ganz Besonderes», sagte sie anschließend begeistert: «Natürlich waren wir am Anfang etwas unsicher und aufgeregt, dann aber ist es lockerer geworden». Die Jugendlichen wurden einzeln dem Papst vorgestellt, der Fragen stellte, sich nach jedem erkundigte, was sie machen, wie sie zum Weltjugendtag gekommen seien, wie es ihnen in der Heimat gehe. Für die charmante Norddeutsche war die Einladung eine «Belohnung» für ihre sechsmonatige Mitarbeit bei der Vorbereitung zum Jugendtreffen in Toronto im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz. Ihr Eindruck von Johannes Paul II.: «Ich bin positiv überrascht». Denn natürlich sei er der Papst: «Aber er ist auch ein normaler Menschen, fast wie ein guter Großvater».

Auch die anderen Teilnehmer schwärmten von der Aufgeschlossenheit und dem Interesse des Papstes. Gizelle Michael Nijmeh, Unternehmensberaterin aus Jordanien, sprach mit Johannes Paul II. über die Lage im Heiligen Land und bat ihn um sein Gebet für den Frieden. «Ich bekam seinen Segen, es war großartig. Er sagte, er bete immer für den Frieden im Heiligen Land. Für mich war es ein großer Moment mit dem Papst, dem Stellvertreter Christi auf Erden». Für Sangeetha Joseph, eine 25-jährige Lehrerin aus Indien, ist der Papst «lieb wie ein Vater. Eine solche Begegnung habe ich nicht erwartet. Ich bin inspiriert von seinem Weg. Es ist eine tiefe Erfahrung».

Dem 82-jährigen Papst machte die Begegnung mit den jungen Leuten sichtlich Freude. Bei Shirley Tso, einer 26-jährigen Lehrerin aus Hongkong, erkundigte er sich nach dem Unterrichtsfach. «Englisch», und sie fügte hinzu, dass viele Leute in ihrem Land den Papst lieben. «Sie lieben mich?» fragte Johannes Paul II. erstaunt zurück. Als sie bejahte, meinte er nur «incredible - unglaublich».

Zu essen gab es Salat, Pasta und Kuchen, nichts außergewöhnliches, meinte die Hamburgerin. Am meisten habe dem Papst der Kuchen geschmeckt. Anschließend trug jeder Gast dem Papst einen Beitrag aus der Heimat vor, ein Lied oder einen Tanz. Daniel Sadera Kuntai aus Kenia bestand drauf, seine Darbietung im Freien vorzutragen, wegen der hohen Sprünge. Und die junge Hamburgerin bat der Papst, das Lied «Stille Nacht» zu singen, trotz der Jahreszeit - was sie dann gemeinsam mit anderen Gästen vielsprachig vortrug.

Kathpress
28. juli 2002