Deutsche Protestanten kündigen Antwort auf "Dominus Iesus" an

Utl: Synode der Evangelischen Kirche will Dokument über "Kirchengemeinschaft nach evangelischem Verständnis" veröffentlichen =

Bonn, 6.11.00 (KAP) Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat als Antwort auf die Vatikan-Erklärung "Dominus Iesus" ein Dokument über "Kirchengemeinschaft nach evangelischem Verständnis" angekündigt. Der Vorsitzende des Rates der EKD, Präses Manfred Kock, sagte in einem Rechenschaftsbericht zur Eröffnung der EKD-Synode 2000 in Braunschweig, er sehe in dem vatikanischen Schreiben "weniger den Ausdruck von Selbstsicherheit und Stärke als vielmehr ein Zeichen von Schwäche und Ängstlichkeit". Das gelte auch für die in dem Dokument enthaltene Note über den Ausdruck "Schwesterkirchen".

Die Synode unter dem Thema "Eins in Christus - Kirche unterwegs zu mehr Gemeinschaft" ist am Sonntag eröffnet worden und tagt bis Freitag. In der EKD sind die 24 Landeskirchen mit knapp 28 Millionen Mitgliedern zusammengeschlossen.

Die evangelische und die katholische Kirche, betonte Kock, könnten viel gemeinsam machen, aber sie müssten nicht alles gemeinsam tun. Im politischen und gesellschaftlichen Raum erziele das gemeinsame Auftreten eine stärkere Wirkung. Mit Nachdruck appellierte der EKD-Ratsvorsitzende an die eigene Kirche, die Überzeugungen des ökumenischen Partners zu respektieren und nicht zu erwarten, dass er seinen Auffassungen zuwider handle. Das gelte auch für die Forderung, beim ersten Ökumenischen Kirchentag 2003 gemeinsam Abendmahl zu feiern.

Zum evangelischen Abendmahlsverständnis gehöre es, die Einladung an alle Getauften zur Teilnahme am Abendmahl aufrecht zu erhalten. Kock: "Aber wir können die gemeinsame Feier von Abendmahl und Eucharistie nicht erzwingen, und auch bei der offenen Einladung zu unseren Abendmahlsfeiern muss im Ton spürbar werden, dass wir niemanden bedrängen wollen, seine Überzeugungen preiszugeben."

Zwt: Neues Friedenswort

Eine wichtige ökumenische Gemeinsamkeit zwischen den beiden großen Kirchen sieht Kock in Fragen der Friedenspolitik. Das im Oktober veröffentlichte Friedenswort "Gerechter Friede" der katholischen deutschen Bischöfe enthalte "wichtige Argumente und Gesichtspunkte, die mit den friedensethischen Grundsätzen der EKD in vielen Punkten übereinstimmen". Die EKD arbeitet gegenwärtig an einer neuen Friedensdenkschrift, die die letzte aus dem Jahr 1981 weiterführen soll.

Zwt: Ehe und Lebensschutz verteidigen

Scharfe Kritik übte Kock an den immer lauter erhobenen Forderungen nach einer Lockerung der Verbote für eine Forschung mit menschlichen Embryonen. "Die Mauer des Lebensschutzes wird schrittweise sturmreif geschossen", sagte er. Der Ratsvorsitzende kündigte außerdem an, die EKD werde sich weiterhin "entschieden" für den Erhalt von Ehe und Familie einsetzen. Man wehre sich gegen den rot-grünen Versuch, das Eherecht für gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften zu kopieren und damit die Ehre ihres besonderen Status zu berauben. Die hohen Scheidungszahlen seien kein Indiz dafür, dass die Ehe eine untaugliche Institution sei. (Schluss)

K200006928
6. november 2000

av Webmaster publisert 06.11.2000, sist endret 06.11.2000 - 13:49