Meisner: Bischof muss sagen, was richtig und falsch ist

Kölner Erzbischof kritisiert vor Bischofssynode "autoritätsschwaches" Selbstverständnis mancher Bischöfe

Vatikanstadt, 3.10.01 (KAP) Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat für die heutige Glaubenskrise eine "Art Selbst-Säkularisierung" in der Kirche verantwortlich gemacht. Dafür seien auch Bischöfe mitverantwortlich, sagte Meisner bei der römischen Bischofssynode. Der Kölner Kardinal meinte, dass einige Bischöfe Spaltungstendenzen im Glauben als fruchtbare Spannungen ansähen, aus denen eine künftige Synthese hervorgehen könne. Sie verstünden ihre Aufgabe als "Moderatoren-Amt" unter entgegengesetzten Haltungen. Diese Amtsverständnis sei derart verbreitet, dass das Bischofsamt nicht nur an einem äußeren Autoritätsverlust leide, sondern unfreiwillig auch einem Autoritätsverzicht im Inneren Vorschub leiste. Dem Bischof komme aber das Urteil in Lehrfragen zu, er müsse auch in Glaubensfragen darüber entscheiden, was richtig und was falsch ist.

Nach Meisners Überzeugung wird das Hirtenamt des Bischofs als Folge eines derartigen Amtsverständnisses auf eine rein menschliche Sorge um die Gläubigen, ein höfliches Verständnis und auf eine Anerkennung der unter den Laien vorhanden Charismen verkürzt. Dadurch werde das Wesen des Amtes verkannt, das eine klare und unmissverständliche Pflicht zum Regieren beinhalte, die auch das juridische Element einschließe.

Der Bischof sei kein frommer, gläubiger Privatmann, sondern ein öffentlicher Zeuge, so Meisner weiter. Er müsse auf die in der Kirche vorhandenen Probleme eingehen, nicht nur um sich selbst zu retten, sondern auch um den Glauben zu verteidigen, um Irrtümer zu korrigieren und die Wahrheit zu vertiefen. Deshalb dürfe er sich nicht nur auf das Predigen beschränken.

Bischof Brunner für mehr Kollegialität

Für mehr Kollegialität und weniger Zentralismus in der Kirchenleitung sprach sich bei Bischofssynode der Schweizer Bischof Norbert Brunner (Sion) aus. Auf Ebene der Universalkirche sollte nur das zentral geregelt werden, was für die Einheit der Kirche notwendig ist. Neben Strukturen der Subsidiarität plädierte Brunner für "regelmäßige Arbeitssitzungen" einer Synode mit dem Papst, in der auch alle Weltregionen mit frei gewählten Delegierten vertreten sein sollen.

Der Schweizer Bischof sagte weiter: "Wir brauchen in der Kirche eine Kurie, die pastorale Notwendigkeiten der Ortskirchen anerkennt und Antworten darauf unterstützt". Nur so könne sie ihre wirkliche Aufgabe wahrnehmen, "im Dienste der Leitung der Universalkirche zu stehen, die dem Kollegium der Bischöfe mit dem Papst und unter seiner Autorität anvertraut ist". Ausdrücklich sprach Brunner sich für eine "Wahrung der Kompetenzen auf allen Stufen und Vertrauen in die Verantwortung der Ortsbischöfe" aus.

Kathpress
3. oktober 2001

av Webmaster publisert 03.10.2001, sist endret 03.10.2001 - 15:31