Vatikanstadt, 11.8.02 (KAP) Papst Johannes Paul II. hat die internationale Staatengemeinschaft zu einem Eingreifen im Heiligen Land aufgefordert, um das Blutvergießen zu beenden. Zugleich rief er israelische und palästinensische Politiker auf, wieder miteinander zu verhandeln. In einem dramatischen Friedensappell sagte der Papst am Sonntag in Castel Gandolfo vor mehreren tausend Pilgern, er leide mit den schuldlosen Opfern, die den Preis der Gewalt im Nahen Osten zahlen. Sie seien Opfer einer «mörderischen Spirale» der Vergeltung. «Wann wird man endlich begreifen, dass das Zusammenleben zwischen dem jüdischen und dem palästinensischen Volk nicht aus Waffengewalt entstehen kann», rief der Papst.
Der Papst bezeichnete die Situation im Heiligen Land als «humanitäres Drama», das niemanden gleichgültig lassen dürfe. Er appellierte mit Nachdruck an die verantwortlichen israelischen und palästinensischen Politiker, zu ehrlichen Verhandlungen zurückzufinden. Die internationale Gemeinschaft rief er auf, mit größerer Entschlossenheit in der Region präsent zu sein und sich als Vermittler anzubieten, um die Voraussetzungen für einen fruchtbaren Dialog zu schaffen und den Prozess zum Frieden zu beschleunigen.
Gegen Vertreibung und Terror
In seiner ausführlichen Ansprache betonte Johannes Paul II., weder Attentate noch Trennungsmauern oder Repressalien könnten zu einer gerechten Lösung führen. Es gebe auf keiner der beiden Seiten eine Rechtfertigung für jene, die unbewaffnete Zivilisten töteten. Er erinnerte an die Leiden des palästinensischen Volkes durch Vertreibung und Ausnahmezustände seit 1967 und ebenso an die Leiden der israelischen Bevölkerung, die in täglicher Angst vor Terroranschlägen lebe. Hinzu komme die Verletzung der Religionsfreiheit durch Ausgangssperren, die Gläubige daran hinderten, zu ihren Gotteshäusern zu gelangen. An die Adresse der christlichen Minderheit im Heiligen Land richtete der Papst angesichts einer drohenden neuen Auswanderungswelle Worte der Ermutigung und der Solidarität. Die Christen würden bestraft, obwohl sie an den Terroraktionen nicht beteiligt seien, erklärte er.
Kathpress
11. august 2002