Papst rief beim Kreuzweg zum Frieden im Nahen Osten auf

Rom, 30.3.02 (KAP) Papst Johannes Paul II. hat am Karfreitag beim Kreuzweg am römischen Kolosseum zu Versöhnung und Frieden im Nahen Osten und in den anderen Krisenherden Asiens und Afrikas aufgerufen. Bei der Feier in Erinnerung an den Leidensweg Christi äußerte er die Hoffnung, dass die Konflikte ein Ende finden, das Blutvergießen aufhört, die Hartherzigkeit gebrochen wird, die Feinde sich dem Dialog öffnen und einander die Hand reichen. Wegen seiner Gehbeschwerden führte Johannes Paul II. nicht die gesamte Zeit über die Prozession vor der erleuchteten antiken Kampfarena, sondern leitete die Feier von einem erhöhten Platz aus. Nur am Ende, zur 14. Station des Kreuzwegs, nahm er das schwarze Holzkreuz in die Hand.

"Friede sei allen in der Nähe und in der Ferne! Friede sei dir, Jerusalem, vom Herrn geliebte Stadt!", rief der Papst in seinem Einleitungsgebet. Friede erbat er auch für "Rom, Stadt der vielen Märtyrer, Wurzel der christlichen Kultur". In einer improvisierten Ansprache am Ende der eineinhalbstündigen Zeremonie spannte er einen Bogen von Kreuz und Tod zur Auferstehung und dem leeren Grab. Das Leben habe das Duell mit dem Tod gewonnen. Christus habe durch seinen Tod am Kreuz die Last aller menschlichen Leiden und Ungerechtigkeiten auf sich genommen.

Durch sein Opfer habe Christus die Menschen gelehrt, die Spirale der Gewalt zu durchbrechen, hieß es in den Meditationstexten, die in diesem Jahr von Vatikan-Journalisten aus elf Ländern verfasst worden waren. In den Texten wurde scharfe Kritik an den politischen, wirtschaftlichen, militärischen und ideologischen Machthabern geübt: "Man rechtfertigt sogar den Terrorismus im Namen der Gerechtigkeit und der Verteidigung der Armen". Auch für diesen großen Teil der leidenden Menschheit, für die Opfer von Gewalt und Ungerechtigkeit, trage Jesus das Kreuz. Die Meditation zum Todesurteil gegen Christus erinnerte an Willkürjustiz in modernen Diktaturen und in Kriegssituationen: Bisweilen werde "diese Rechtsprechung - höchste Gotteslästerung - im Namen jenes Gottes vollzogen, der Vergebung und Gnade gewährt".

Kathpress
30. mars 2002