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Publisert 9. mai 2002 | Oppdatert 9. mai 2002

Attentat in Israel: Mindestens 15 Tote und 60 Verletzte - Israels Außenminister: USA müssen "Gastland" für Terroristen finden

Jerusalem, 8.5.02 (KAP) Ein neuer Selbstmordanschlag in Israel mit mindestens 15 Toten überschattet auch die Bemühungen zur Lösung der seit mehr als fünf Wochen dauernden Belagerung der Geburtskirche in Bethlehem. Bei der Explosion in einer Spielhalle der Stadt Rishon-le-Zion wurden am Dienstagabend zudem mehr als 60 Menschen zum Teil schwer verletzt. Es war der erste Anschlag dieser Art seit knapp vier Wochen. Die militante islamische Hamas-Organisation soll verantwortlich sein.

Der israelische Ministerpräsident Ariel Sharon brach umgehend seinen Besuch in den USA ab, wo er mit Präsident George Bush über die Lage in Nahost gesprochen hatte. Obwohl Bush kürzlich erklärt hatte, Sharon erst nach Beendigung der Belagerung der Geburtskirche treffen zu wollen, fand die Begegnung am Dienstagabend in Washington statt.

Aufnahme von Terroristen: Bisher nur Absagen

Unterdessen sind die Verhandlungen über die Lösung der Krise um die Geburtskirche in eine Sackgasse geraten. Da nun auch kein Zeitdruck wie vor dem Treffen zwischen Sharon und Bush mehr besteht, gehen Beobachter in Jerusalem von einem längeren Prozess aus. Hauptproblem ist die Vertragsentwurf enthaltene Abmachung, 13 der von Israel als Top-Terroristen bezeichneten Palästinenser ins Ausland abzuschieben. Bisher gibt es jedoch kein Aufnahmeland. Weitere 26 Männer sollen in ein palästinensisches Gefängnis im Gaza-Streifen gebracht werden. Die anderen der insgesamt noch 123 in dem Gotteshaus eingeschlossenen Palästinenser sowie die etwa 30 Priester und Ordensleute sollen nach Überprüfung ihrer Personalien frei kommen.

Der israelische Außenminister Shimon Peres äußerte sich am Dienstagabend zu dem Vorschlag, die 13 Männer nach Italien abzuschieben. "Es wäre eigentümlich, wenn wir die Italiener bitten würden, Mörder aufzunehmen, die wir eigentlich selbst vor Gericht zur Rechenschaft ziehen wollten", sagte er bei einer Talkshow im israelischen Fernsehen. Die Deportation der "schlimmsten Terroristen" ins Ausland sei eine amerikanische Idee gewesen. Deshalb hätten auch die Amerikaner diese Frage im Vorfeld mit der italienischen Regierung besprechen müssen. Die italienische Regierung hatte am Dienstag mehrfach erklärt, bisher sei kein entsprechendes Gesuch eingegangen. Zudem würde man es zum gegenwärtigen Zeitpunkt negativ beantworten.

US-Außenminister Colin Powell telefonierte am Dienstagabend nach Informationen italienischer Medien mehrfach mit dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi. Auch Ägypten, Jordanien und Saudiarabien wurden dem Vernehmen nach um Aufnahme der 13 Palästinenser gebeten. Auch sie lehnten ab. Ägypten und Italien hatten erklärt, sie wollten zunächst genaue Informationen über die Palästinenser sowie über deren Status. Der Sprecher des US-Außenministeriums, Richard Boucher, sagte dazu, die USA würden weiterhin eng mit Italien zusammenarbeiten, um eine Lösung der Krise zu erreichen. Zu Einzelheiten wollte sich Boucher nicht äußern.

Nach dem neuerlichen Selbstmordanschlag mehren sich unterdessen in Israel Stimmen, die verlangen, alle in der Kirche verschanzten und von Israel als Terroristen gesuchten Männer vor ein israelisches Gericht zu stellen. Eine israelische Organisation von Opfern von Selbstmordanschlägen kündigte an, mit dieser Forderung vor das Oberste Gericht gehen zu wollen.

Franziskaner: Schlimme Entwicklung

Das jüngste Selbstmordattentat wertete der Guardian des an die Geburtskirche angrenzenden Franziskanerklosters, Pater Johannes Simon, als "schlimm auch für uns". Allerdings bringe die harte Haltung Israels gegenüber den Palästinensern "immer nur neue Attentäter hervor", sagte Simon am Mittwoch telefonisch aus Bethlehem.

Die Situation im Komplex der Geburtsbasilika bezeichnete der Pater als dramatisch. Schon seit Tagen gebe es außer "hin und wieder ein paar Broten" und etwas Gemüse aus dem Klostergarten nichts mehr zu essen.

Simon bestätigte, dass man am Dienstag mit einer Lösung der Krise gerechnet hatte. Israels Armee hätte den Eingeschlossenen sogar Geld zukommen lassen. Die zu deportierenden Männer hätten umgerechnet 200 Euro, die Palästinenser, die in den Gaza-Streifen gebracht werden sollten, 100 Euro erhalten. Alle anderen hätten 25 Euro bekommen. Weiter sagte der Pater, dass sich in dem Gotteshaus einige Hamas-Aktivisten aufhielten. Zudem weigerten sich die Palästinenser, der israelischen Forderung zur Abgabe aller Waffen zu entsprechen.

Militärsprecher: Israel will Abkommen umsetzen

Israel hält nach den Worten eines Militärsprechers weiter an dem mit den Palästinensern getroffenen Abkommen fest. Die jüngsten Selbstmordattentate hätten jedoch gezeigt, wie wichtig es sei, "Terroristen" an ihren Taten zu hindern, sagte der Sprecher am Mittwoch auf Anfrage. Deshalb halte Israel an der Forderung fest, sie nicht freizulassen, sondern dorthin zu schicken, wo sie Israel keinen Schaden zufügen könnten.

Unterdessen unterstrich Italiens stellvertretender Ministerpräsident Gianfranco Fini, dass die USA das Problem gemeinsam mit der Europäischen Union lösen müssten. Italien werde keinen Alleingang unternehmen, sei aber "innerhalb von europäischen Rahmenbedingungen bereit, das seine zu tun", betonte Fini in einem Interview der italienischen Tageszeitung "La Stampa" vom Mittwoch.

Kathpress
8. mai 2002

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