Vatikan-Gesandter: "Niemand darf mehr tatenlos zusehen"
Vatikanstadt, 8.5.02 (KAP) Der französische Kurienkardinal Roger Etchegaray hat die abermalige Verzögerung einer Verhandlungslösung für die Geburtskirche in Bethlehem beklagt. In einem nach seiner Rückkehr aus dem Heiligen Land veröffentlichten Kommunique erklärte der Kardinal am Mittwoch, es gebe ein "letztes Hindernis", das die von allen fieberhaft erwartete Lösung der Krise nicht zu Stande kommen lasse. Worin dieses Hindernis besteht, gab Etchegaray nicht an.
Für jene, die sich weiterhin in der Heiligen Stätte aufhielten und für die Bewohner Bethlehems dürfe das Warten jetzt nicht mehr länger anhalten, betonte Etchegaray, der knapp eine Woche lang in vatikanischer Sondermission im Heiligen Land gewesen war. Er rief zu einer "Kette der Solidarität von Ost bis West" auf, niemand dürfe mehr tatenlos zusehen.
Der Kardinal beklagte in der Erklärung, dass ihm bei seiner Reise ein erbetenes Treffen mit den eingeschlossenen Franziskanern zu einem gemeinsamen Gottesdienst trotz des "rein religiösen Charakters" dieses Wunsches nicht erlaubt worden sei. Zum Stand des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern merkte Etchegaray an, man müsse sich an Ort und Stelle ein Bild davon machen, wie viel Misstrauen, Verachtung und Rachegefühle sich dort angesammelt hätten. Neben den materiellen Ruinen müssten jetzt vor allem die moralischen beseitigt werden.
Kathpress
8. mai 2002