Wiener Pastoraltheologe predigte beim diesjährigen Weizer Pfingsttreffen über "Drama im entheiligten Land"
Graz, 22.5.02 (KAP) Gegen die Auffassung, mit militärischer Gewalt und einem "Kreuzzug" ließen sich der Terror und mit ihm die Terroristen "ausrotten", wandte sich der Wiener Pastoraltheologe Prof. Paul Zulehner beim diesjährigen Weizer Pfingsttreffen. In seiner Predigt, die u.a. dem "Drama im entheiligten Land" gewidmet war, äußerte Zulehner die Überzeugung, dass bloße Gegengewalt gegen den palästinensischen Terror das "Leid ins Unermessliche wachsen" lasse. "Ohne die Erneuerung der Herzen, ohne die innere Umkehr zum fremden Leid werden weiterhin Gewalt und Leid herrschen", so der mit der "Weizer Pfingstvision" seit deren Anfängen verbundene Wiener Theologe. Er erinnerte daran, dass beim israelisch-palästinensischen Friedensschluss unter Rabin und Arafat sich beide Seiten darauf verständigt hätten, künftig nicht nur von den eigenen Leiden ausgehen zu wollen, sondern auch die Leiden der bisherigen Feinde nicht zu vergessen und beim eigenen Handeln in Betracht zu ziehen. Dies sei "messianisches Friedensdenken".
Zulehner wies auch auf die Grundlage von Gewaltbereitschaft hin: Die "Verführbarkeit" dazu basiere auf Armut, Ungerechtigkeit und Hoffnungslosigkeit. "Wer Arbeit und Liebe erlebt, der neigt nicht zu Terror und Zerstörung", so Zulehner. Die Welt werde auf dem Weg wachsender Gerechtigkeit friedvoller; je mehr sie sich durchsetze, desto weniger Menschen werden zu Terrorakten neigen oder mit ihren Drahtziehern sympathisieren, betonte Zulehner.
Um der Gewalt konkrete Zeichen der Solidarität entgegenzusetzen, banden die Kinder während des Pfingstgottesdienstes die Flaggen aller derzeit Krieg führenden Länder der Erde an Rebzweige eines Weinstocks und brachten diese an den Altar. Bei der Kollekte wurde für eine Aktion von "Frauen ohne Grenzen" gesammelt, die sich für die Zivilbevölkerung in den besetzten palästinensischen Gebieten einsetzt. Konkret sollen mobile Entbindungs- und Notfallstationen eingerichtet werden.
Kathpress
22. mai 2002