Papst ehrt Märtyrer der KP-Zeit

Die Seligsprechungsfeier in Petrzalka war der Höhepunkt einer von Sorgen um die Gesundheit Johannes Pauls II. überschatteten Reise

«Kathpress»-Korrespondentenbericht von Ludwig Ring-Eifel

Preßburg, 14.9.03 (KAP) Papst Johannes Paul II. hat zum Abschluss seiner viertägigen Reise durch die Slowakei zwei Märtyrer der kommunistischen Kirchenverfolgung selig gesprochen. Mehrere hunderttausend Menschen aus ganz Ost- und Mitteleuropa nahmen vor der Kulisse einer «realsozialistischen» Hochhaus- und Plattenbausiedlung an der Messfeier teil, um gemeinsam mit dem Papst an die Schrecken der jüngsten Geschichte zu erinnern und die Lehren daraus zu ziehen. Sie versammelten sich um einen in den slowakischen Nationalfarben geschmückten Altar neben einer modernen Kirche, mit deren Bau erst kürzlich mitten in der ursprünglich als «kirchenfreie Zone» angelegten Satellitenstadt begonnen wurde. Slowaken, Tschechen, Ukrainer, Ungarn, Polen dankten mit der Teilnahme an der Messe noch einmal dem Papst, dem sie zu einem nicht geringen Teil ihre Freiheit und ihren bevorstehenden Einzug in die EU verdanken.

Gedämpft war die Feststimmung zunächst von der Sorge um die Gesundheit des Papstes. Slowakische Zeitungen haben in den vergangenen Tagen verstärkt über dieses Thema berichtet, entsprechend besorgt waren die Gläubigen. Eine Gruppe aus Polen hatte eilig ein Transparent zum Mutmachen gemalt, die Botschaft lautete: «Du hast noch 17 Jahre bis zum 100. Geburtstag». Ob es an dieser Ermutigung lag, dass die Stimme des Papstes an diesem letzten Tag seiner anstrengenden Reise zumindest in der ersten Hälfte der Messfeier stärker war als zuvor? Jedenfalls gelang es ihm, die Menge zu Beifallsbekundungen hinzureißen. Doch der Anlass der Feier, die Erinnerung an die Leiden der beiden Märtyrer, trug dazu bei, dass viele Gläubige trotz der Freude über die bessere Verfassung des Papstes ihre festlichen Lieder mit ernsten Minen sangen.

Die Erinnerung könnte ernster kaum sein. Der griechisch-katholische Weihbischof Vasyl Hopko (1904 -1976) verbrachte 13 Jahre im Kerker, wurde mit Isolationshaft, Schlaf- und Nahrungsentzug, Psychoterror gefoltert, jahrelang mit Arsen vergiftet, bis er mit schweren seelischen und körperlichen Schäden freigelassen wurde. Sein Verbrechen bestand darin, dass er sich der Auflösung der griechisch-katholischen Kirche widersetzt hatte. Für die im Osten der Slowakei stark vertretene unierte Kirche des byzantinischen Ritus ist Hopko schon lange Held und Märtyrer. Während des «Prager Frühlings» von 1968 setzte er sich erfolgreich für die Wiederzulassung seiner Kirche ein.

15 Jahre Haft lautete auch das Urteil für Schwester Zdenka Schelingova (1916 - 1955). Ihr Verbrechen bestand darin, dass sie 1952 einem gefolterten Priester zur Flucht aus dem Krankenhaus verhalf. Um ihr weitere Namen zu entlocken, folterte die Geheimpolizei sie tagelang. Sie wurde immer wieder unter Wasser getaucht, dann nackt an einem Strick an der Kerkerdecke aufgehängt und systematisch geschlagen. Später zerschmetterten ihre Peiniger ihre rechte Hand und zerfetzten schließlich eine Brust. Bevor sie wieder halbwegs genesen war, musste sie Zwangsarbeit verrichten. Im Alter von nur 38 Jahren starb sie an den Spätfolgen der Folter.

Am kirchlichen Festtag der Kreuzerhöhung war es für den Papst nahe liegend, das Martyrium der beiden neuen Seligen und der vielen anonymen Glaubenszeugen in der Zeit des Kommunismus mit dem Kreuz Christi in Verbindung zu bringen: «Das Kreuz ist der Weg, der sie zum Leben geführt hat, Quelle der Stärke und der Hoffnung, ein Beweis der Liebe zu Gott und den Menschen». In den Tagen seines eigenen, bei dieser Reise immer offensichtlicher werdenden körperlichen Leidens, scheint dies auch für den Papst selbst zu gelten.

Kathpress
14. september 2003

av Webmaster publisert 14.09.2003, sist endret 14.09.2003 - 18:17