Paven kaller Jan Hus en "ualminnelig skikkelse"

Johannes Paul II. äußerte vor Historiker-Kongress erneut "tiefes Bedauern" über Hinrichtung des böhmischen Reformators durch das Konstanzer Konzil 1415

Vatikanstadt, 17.12.99 (KAP) Papst Johannes Paul II. hat erneut sein "tiefes Bedauern" über die "grausame Tötung" des böhmischen Reformators Jan Hus bekundet. Vor einem Historiker-Kongress über den 1415 durch das Konstanzer Konzil verurteilten und danach hingerichteten Hus beklagte er am Freitag in Rom zugleich die Wunden, Konflikte und Spannungen, die dieser Tod im tschechischen Volk ausgelöst habe. Der Papst forderte entscheidende Schritte der Kirchen auf dem Weg der Aussöhnung und der wahren Einheit in Christus.

Die Wunden der vergangenen Jahrhunderte müssten durch eine neue Sichtweise und den Aufbau vollständig neuer Beziehungen geheilt werden. Die Wissenschaft rief der Pontifex auf, in aller Offenheit und ohne jegliches Vorurteil die Wahrheit zu untersuchen. Jan Hus solle Thema eines breiten Dialogs sein, der über Expertenkreise hinaus die Menschen von heute über diese "außergewöhnliche Gestalt" im Kontext ihrer Zeit besser informiert.

Hus sei eine "in vieler Hinsicht bemerkenswerte Gestalt" gewesen, sagte der Papst in seinem Grußwort an die Teilnehmer des Hus-Symposions, das am Freitag in Rom zu Ende ging. Insbesondere sein moralischer Mut angesichts der Anfeindungen und des Todes hätten ihn zu einer Person von ganz besonderer Bedeutung für das tschechische Volk gemacht, das im Laufe der Jahrhunderte hart geprüft worden war. "Heute, am Vorabend des Großen Jubiläums, fühle ich die Pflicht, ein tiefes Bedauern über den grausamen Tod auszudrücken, der Jan Hus zugefügt worden ist, und über die nachfolgenden Verletzungen, die Ursache für Konflikte und Spaltungen waren", sagte Johannes Paul II. wörtlich.

Es sei zweifellos schwierig, zu einer absoluten Objektivität in der Beurteilung historischer Vorgängen zu kommen, sagte der Papst. Das bedeute aber nicht, dass man nicht zu einer unparteiischen und befreienden Erinnerung kommen könnte. Die Wahrheit könne sich als "unbequem" erweisen, wenn man verwurzelte Vorurteile und Stereotypen aufgeben soll, hob er hervor. Das gelte für Kirchen, kirchliche Gemeinschafen und Religionen wie auch für Nationen und den Einzelnen. Aber die Wahrheit mache nicht nur frei von Irrtümern, sondern mache die Menschen auch frei zur christlichen Liebe, die den Horizont für die Arbeit der Historiker bilden müsse.

An dem Kongress an der römischen Lateran-Universität nahmen Historiker und Theologen aus der Tschechischen Republik, aber auch aus den Nachbarländern teil. Zur Schlussveranstaltung wurde der tschechische Präsident Vaclav Havel erwartet. (Forts mgl)

KI/KAP (KathPress/Katolsk Informasjonstjeneste)

av Webmaster publisert 19.12.1999, sist endret 19.12.1999 - 16:35